Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2009; 4(2): 63-84
DOI: 10.1055/s-0029-1214584
Beckengürtel und untere Extremität

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Femurschaftfrakturen

D.  Dovi-Akue1 , A.  Hölzl1 , A.  P.  Verheyden1
  • 1Ortenau Klinikum Lahr-Ettenheim, Klinik für Unfall-, Orthopädische und Wirbelsäulenchirurgie
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Publication Date:
07 April 2009 (online)

Femurschaftfrakturen treten mit einer Inzidenz von ca. 10 : 100 000 pro Jahr auf. Man beobachtet 2 Häufigkeitsgipfel.

Eine konservative Therapie der Femurschaftfraktur ist langwierig, komplikationsreich und nicht mehr zeitgemäß. Daher werden nahezu alle Frakturen mittels Marknagelung, Plattenosteosynthese oder externer Fixation stabilisiert. Standardtherapie der Femurschaftfraktur ist derzeit die antegrade Marknagelung. Sie kann in aufgebohrter und unaufgebohrter Technik erfolgen. Beide Verfahren haben spezifische Vor- und Nachteile, die von Fall zu Fall abgewogen werden müssen.

Die retrograde Nagelung des Femurs ist beispielsweise bei Frakturen distal des Isthmus, bei einliegenden Implantaten im proximalen Femur oder stark adipösen Patienten indiziert. Die Biomechanik der Verriegelungsmarknagelung gewährleistet primär meist eine belastungsstabile Versorgung.

Die konventionelle offene Plattenosteosynthese geht mit einem deutlich größeren Weichteiltrauma einher als die Nagelosteosynthese. Hierdurch besteht eine erhöhte Gefahr für Infektionen und Heilungsstörungen. Alternativ wird deshalb zunehmend in minimalinvasiver Technik eine „biologische Osteosynthese” durchgeführt. Dies beinhaltet eine möglichst indirekte Reposition und eine überbrückende, „durchgeschobene” Plattenosteosynthese, ohne die Frakturzone freizulegen. Abgesehen von einfachen Quer- oder Schrägfrakturen bietet eine winkelstabile Platte bei Frakturen distal des Schaftisthmus oft eine höhere Stabilität als ein Marknagel. Bei langen Schräg- oder Spiralfrakturen im proximalen oder im distalen Drittel des Femurs kann eine Cerclage die Reposition erleichtern und die Primärstabilität der Osteosynthese erhöhen.

Der Fixateur externe dient vorwiegend der primären Stabilisation bei polytraumatisierten Patienten. Da die Marknagelung bei instabilen Patienten embolische Komplikationen der Lunge verursachen kann, sollte bei diesen Patienten eine zweizeitige Versorgung nach dem Prinzip der „damage control orthopedics” erfolgen.

Zu den frakturtypischen Komplikationen am Femurschaft zählen vor allem Rotationsfehlstellungen, Beinlängendifferenzen, verzögerte Heilungen und Pseudarthrosen.

Die Nachbehandlung richtet sich nach Frakturtyp und Osteosyntheseverfahren. Eine frühe Mobilisation trägt zu einem guten funktionellen Ergebnis bei. Der größte Anteil der Femurschaftfrakturen kann mit den derzeit verfügbaren Osteosyntheseverfahren bei funktioneller Nachbehandlung zur Ausheilung gebracht werden, sodass die Prognose gut ist.

Literatur

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Dr. med. David Dovi-Akue

Ortenau Klinikum Lahr-Ettenheim
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