Diabetes aktuell 2009; 7(4): 151
DOI: 10.1055/s-0029-1233439
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Motivation, Mediation und mehr

Antje Bergmann, Peter Schwarz
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Publication Date:
29 June 2009 (online)

Dass Interventionsprogramme, die das Empowerment fördern, nicht nur die Stoffwechseleinstellung, die Ernährungsgewohnheiten, die Lebensqualität und die Zufriedenheit mit der Behandlung verbessern, sondern auch Krankenhauseinweisungen aufgrund des Diabetes oder seiner Folgen vermindern können, haben Studien eindrucksvoll belegt.

Die Blutzuckerselbstkontrolle und die Insulindosisanpassung gelingen unter Studienbedingungen besser als die Umstellung von Lebensgewohnheiten (in Bezug auf mehr Bewegung und Sport oder eine Ernährungsumstellung; Mann E, Prevost AT, Griffin A et al. BMC Public Health 2009; 20: 63; Adolfsson ET, Smide B, Rosenblad A et al. Scand J Prim Health Care 2009; 27: 91–96).

In der täglichen hausärztlichen Praxis stößt man unter Umständen schnell auf Motivationsprobleme und sucht nach Auswegen. Deshalb wird im ersten Teil dieses Heftes erläutert, wie Motivation erreicht und erhalten werden und welche Rolle Mediation bei Konflikten spielen kann.

Patienten mit einem Diabetes mellitus sind chronisch krank. Dies bedeutet, dass das weitere Leben mit der Erkrankung oft im Mittelpunkt der Gespräche steht und nicht nur die Behandlung und mögliche Komplikationen. Ein hohes Maß an Eigenverantwortung und eigener Handlungskompetenz ist gefragt. Hierbei ist die Motivation eine entscheidende Komponente hinsichtlich des Erfolgs der Diabetestherapie. Prof. Dr. Norbert Hermanns vom Forschungsinstitut Diabetes aus Bad Mergentheim hat dazu einen umfangreichen Artikel verfasst.

Welchen Beitrag eine Mediation zur Optimierung der Behandlung leisten kann, erklärt Dr. Heinz Pilartz, Alfter. Möglichkeiten und Grenzen der Mediation werden beschrieben.

Wie wichtig eine gute Teamarbeit ist, spürt jeder tagtäglich an sich selbst. Für ein erfolgreiches Diabetesmanagement ist ein multidisziplinäres Team aus Diabetologen, Diabetesberatern, Diabetesassistenten, Psychologen und Podologen enorm wichtig. Die Frage „Das Diabetesteam – Ausbildung oder Berufung?” wird im Beitrag von Dr. Brigitte Osterbrink, Rheine, beantwortet.

Neues aus Diagnostik und Therapie bilden den zweiten wichtigen Teil dieses Heftes. Das kontinuierliche Glukosemonitoring (CGM) als praxistaugliche Technologie kann und wird die Glykämiekontrolle und das Diabetesmanagement revolutionieren. Bisherige Studien zeigten jedoch, dass für die optimale Anwendung und Auswertung erhaltener Daten Leitlinien fehlen. Eine Standardisierung der gemessenen CGM–Parameter und Leitlinien für die Anwendung sind jedoch die logischen Konsequenzen, die PD Dr. Dr. Klaus–Dieter Kohnert aus Karlsburg zieht.

Einen umfangreichen und praxisrelevanten Überblick über die Behandlung des Typ–2–Diabetes aufgrund der aktuellen Datenlage gibt uns Prof. Dr. Petra Schumm–Draeger, München. Die aktuellen 5 Endpunktstudien aus dem Jahre 2008 werden im Überblick vorgestellt und Schlussfolgerungen abgeleitet.

Aktuell findet ein Paradigmenwechsel statt. Hierbei ist von entscheidender Bedeutung, dass der Glukosestoffwechsel frühzeitig optimiert und normnah unter Vermeidung von Hypoglykämien eingestellt werden soll. Es bleibt spannend: Auf dem diesjährigen Kongress der American Diabetes Association in New Orleans vom 3.6.–10.6.2009 wurde diskutiert, den HbA1c–Wert als Diagnosekriterium für einen Diabetes zu nutzen (Diabetes bei HbA1c > 6,5, IGT bei > 6,0). Vor– und Nachteile wurden kontrovers diskutiert. Wir werden darüber weiter berichten.

Wir hoffen sehr, Ihr Interesse auch mit diesem Heft geweckt zu haben.

PD Dr. med. habil. Antje Bergmann
Prof. Dr. med. habil. Peter Schwarz

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