manuelletherapie 2011; 15(1): 1
DOI: 10.1055/s-0029-1246064
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bewegung hilft!

S. Klien1
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Publication Date:
23 February 2011 (online)

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wie vor einem Jahr darf ich Sie auch in diesem Jahr im Vorwort der 1. Ausgabe begrüßen. Damals konnten Sie an dieser Stelle den Aufruf lesen: Lesen hilft. Heute sende ich Ihnen die Botschaft: Bewegung hilft! Aber wofür?

Wir lesen es immer öfter in der Presse und es ist sensationell: Auch Bewegung hilft. Rückenschmerzen werden besser, wenn wir uns bewegen; Kinder lernen besser, wenn sie sich bewegen; das Herzinfarkt- oder Schlaganfallrisiko verringert sich immens durch Bewegung und sogar unser Wohlbefinden hängt von Bewegung ab (Psychotherapeuten verwenden inzwischen auch Laufbänder in ihren Therapiesitzungen).

Bewegung ist das, was Physiotherapie und alle physiotherapeutischen Konzepte verbindet. In Bezug auf die Manualtherapie ist sie – auf das Wesentliche reduziert – der gemeinsame Nenner aller manualtherapeutischen Methoden, Techniken und Paradigmen. Bewegung ist aber nicht nur der gemeinsame Nenner unterschiedlicher Konzepte, sie ist das wertvollste und überzeugendste Instrument der Physiotherapie. Die einen bieten Bewegung an, andere lassen bewegen. Die einen bewegen im Kleinen, die anderen im Großen. Die einen bewegen global, die anderen lokal. Die einen bewegen spezifisch, die anderen unspezifisch. Die einen fördern Ausdauer und Kraft, die anderen die Wahrnehmung.

Bewegung als Heilmittel ist evident. Sie wollen den Quellennachweis für die Evidenz? Übersetzten Sie evident einfach mal mit offensichtlich, überzeugend oder klar ersichtlich.

Es ist offensichtlich, dass der Hund meiner Schwester unruhig wird, wenn er sich nicht bewegen kann. Wenn er im Schnee herumtollen darf, bellt er freudig und ist danach wie ausgewechselt. Er braucht seine Bewegung. Es ist für mich klar ersichtlich, dass, wenn meine Kinder den ganzen Tag im Schnee spielen, sie abends müde, glücklich und ausgeglichen sind. Aber nach einem Regentag ohne Bewegung werden sie ganz und gar unleidig. Es ist überzeugend, Strukturen des menschlichen Körpers zu bewegen, denn sie sind dafür aus- und angelegt; ohne Bewegung sind sie unterversorgt. Zelluläre Substanzen und Prozesse leben von Bewegung.

Bewegung ist also in jeder Art ein hervorragendes Heilmittel, das wir unseren Patienten (an)bieten können. Und richtig eingesetzt, hat es so gut wie keine Nebenwirkungen. Leider ist dieses Heilmittel nicht exklusiv. Unsere Aufgabe besteht also darin, Bewegung in der Physiotherapie so zu „veredeln”, dass sie durch spezifische Übungen, Techniken, Methoden, Dosierungen usw. exklusiv wird.

Ach ja, und dann gibt es noch die Bewegung im übertragenen Sinn. Bewegung ist auch auf berufspolitischer Ebene gefragt, und in der Physiotherapie bewegt sich derzeit vieles zum Positiven. Professionalisierung und Akademisierung schreiten voran, und mit dieser Zeitschrift leisten wir seit vielen Jahren einen Beitrag dazu.

Dank Ihres Engagements für die Manuelle Therapie, liebe Leserinnen und Leser sowie liebe Autorinnen und Autoren, können wir etwas bewegen und die Entwicklung der Physiotherapie weiter vorantreiben. Publizieren fördert den Austausch von Know-how, Literaturstudien fördern den gemeinsamen Wissensstand, und selbst kleinste Studienergebnisse bewegen uns nach vorn.

Bleiben Sie uns treu und bewegen Sie mit uns auch weiterhin die Manuelle Therapie nach vorn. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein bewegtes und bewegendes neues Jahr!

Herzlichst Ihr
Sebastian Klien

Sebastian Klien

Email: sebastian.klien@live.de

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