Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2010; 4(3): 169-178
DOI: 10.1055/s-0030-1249996
Oberer Gastrointestinaltrakt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Magen- und MALT‐Lymphom[*]

W. Fischbach1
  • 1Medizinische Klinik II und Klinik für Palliativmedizin, Klinikum Aschaffenburg, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Würzburg
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Publication Date:
11 June 2010 (online)

Marginalzonen-B‐Zell-Lymphome vom MALT‐Typ („MALT‐ Lymphome“) und diffuse großzellige B‐Zell-Lymphome stellen die bei Weitem häufigsten (> 95 %) Magenlymphome dar. Der Malignitätsgrad der Lymphome und das Lymphomstadium sind die beiden entscheidenden prognostischen Faktoren und therapeutischen Determinanten. Dies stellt hohe Anforderungen an Diagnostik und Staging als Grundlage für eine adäquate Therapie. Die kausale Bedeutung der Helicobacter-pylori-Infektion für die gastralen MALT‐Lymphome steht außer Zweifel. Basierend auf dieser Erkenntnis wurde die Helicobacter-pylori-Eradikation in das Therapiekonzept der MALT‐Lymphome eingeführt. Daraus resultierte die faszinierende Erkenntnis, dass eine einfache einwöchige Therapie, bestehend aus einem Protonenpumpeninhibitor und Antibiotika, zu einer vollständigen Rückbildung einer malignen Erkrankung führt. Für die gastralen MALT‐Lymphome bedeutet dies in den meisten Fällen eine definitive Heilung.

Bei fehlendem Ansprechen auf die Eradikationsbehandlung oder im Stadium II eröffnet die Strahlentherapie ebenfalls eine ausgezeichnete kurative Chance. In den seltenen (< 10 %) Fällen eines fortgeschrittenen MALT‐Lymphoms (Stadium III/IV) und bei den DGBZL in allen Stadien stellt die Kombination aus dem Anti-CD20-Antikörper Rituximab mit einer CHOP‐Chemotherapie eine kurativ intendierte Therapieoption dar.

Die Therapie der Magen- und MALT‐Lymphome erfolgt demnach individualisiert und organerhaltend mit sehr guten Aussichten. Die Operation, früher das Standardverfahren bei Magenlymphomen, ist angesichts der gleich gut wirksamen konservativen Therapie und vor dem Hintergrund der besseren Lebensqualität gänzlich in den Hintergrund getreten und bleibt nur noch Komplikationen wie der endoskopisch nicht therapierbaren Blutung oder der (sehr seltenen) Perforation vorbehalten.

Die deutsche S3-Leitlinie „Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit“ aus dem Jahr 2008 beinhaltet auch klare Empfehlungen zum diagnostischen und therapeutischen Vorgehen bei MALT‐Lymphomen und soll hier in ihren relevanten Aussagen wiedergegeben werden ([Fischbach et al. 2009]).

1 * Überarbeitete und ergänzte Version nach Fischbach W. MALT‐Lymphom. Gastroenterologie up2date 2009; 2: 103–112

Quellenangaben

  • 1 Fischbach W. Gastrointestinale Lymphome.  Z Gastroenterol. 2004;  42 1067-1072
  • 2 Fischbach W, Goebeler M, Schramm S. S2010 outcome and quality of life favor a conservative treatment of patients with primary gastric nhl's. Results of a prospective randomized study.  Gastroenterology. 2008;  134 (4) (Suppl 1) A-296
  • 3 Fischbach W, Dragosics B, Kolve-Goebeler M E et al. Primary gastric B-cell lymphoma: results of a prospective multicenter study.  Gastroenterology. 2000;  119 1191-1202
  • 4 Fischbach W, Goebeler-Kolve M E, Dragosics B et al. Long term outcome of patients with gastric marginal zone B cell lymphoma of mucosa associated lymphoid tissue (MALT) following exclusive Helicobacter pylori eradication. Experience from a large prospective series.  GUT. 2004;  53 34-37
  • 5 Fischbach W, Goebeler M E, Ruskone-Fourmestraux et al. Most patients with minimal histological residuals of gastric MALT lymphoma after successful eradication of Helicobacter pylori can be safely managed by a watch-and-wait strategy. Experience from a large international series.  Gut. 2007;  56 1685-1687
  • 6 Fischbach W, Malfertheiner P, Hoffmann J C et al. S3-Leitlinie „Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit“ der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS); in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie, Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie – AWMF-Register-Nr. 021/001.  Z Gastroenterol. 2009;  47 68-102
  • 7 Koch P, Probst A, Berdel W E et al. Treatment results in localized primary gastric lymphoma: data of patients registered within the German multicenter study (GIT NHL02/96).  J Clin Oncol. 2005;  23 7050-7059
  • 8 Kolve M, Fischbach W, Greiner A, Wilms K. Differences in endoscopic and clinicopathological features of primary and secondary gastric non-Hodgkin's lymphoma.  Gastrointest Endosc. 1999;  49 307-315
  • 9 Vieth M. Entzündliche Magenerkrankungen und Helicobacter pylori – State of the Art. Risikofaktoren für ein Magenkarzinom.  Klinikarzt. 2008;  37 344-348

Zum Weiterlesen und Vertiefen

  • 10 Fischbach W, Malfertheiner P, Hoffmann J C et al. S3-Leitlinie „Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit“ der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS); in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie, Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie – AWMF-Register-Nr. 021/001.  Z Gastroenterol. 2009;  47 68-102

1 * Überarbeitete und ergänzte Version nach Fischbach W. MALT‐Lymphom. Gastroenterologie up2date 2009; 2: 103–112

Prof. Dr. med. Wolfgang Fischbach

Medizinische Klinik II und Klinik für Palliativmedizin
Klinikum Aschaffenburg, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Würzburg

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