Dtsch Med Wochenschr 2010; 135(12): 587
DOI: 10.1055/s-0030-1251895
Korrespondenz | Correspondence
Erwiderung
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Intima-Media-Dicke der Karotis-Arterie: ein Surrogatmarker für systemische Atherosklerose?

Erwiderung 1Intima-media thickness of carotid artery: a surrogate marker for systemic atherosclerosis?M. Bauer
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Publication Date:
16 March 2010 (online)

Wir danken Herrn Dr. Saleh für den konstruktiven Leserbrief, der uns die Gelegenheit gibt, ausführlicher Stellung zur IMD-Messung zu beziehen. Aufgrund der eingeschränkten Wortanzahl war eine detaillierte Ausführung über die interessante Messmethode nicht in vollem Umfang möglich.

Es ist richtig, dass die Messung der Intima-Media-Dicke (IMD) in weltweiten Studien mit unterschiedlichen IMD-Messprotokollen durchgeführt wird. So liegen die IMD-Messlokalisationen in der A. carotis communis (ACC), A. carotis interna (ACI) oder im Bulbus caroticum (BC). Es konnte gezeigt werden, dass die Zunahme der IMD in den verschiedenen Messbereichen unterschiedlich ist und im Bulbus caroticum gegenüber anderen Messlokalisationen am meisten ausgeprägt [1]. Zudem kann die IMD-Messung an beiden Seiten (gefäßwandnah vs. Gefäßwandfern) durchgeführt werden. Die Auswahl der Messlokalisation ist zwar uneinheitlich, jedoch konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen verschiedenen Messpunkten und zukünftigen kardiovaskulären Ereignissen gezeigt werden [2].

Für folgende Zusammenhänge gibt es eine gute Evidenz:

Menschen mit einer systemischen Atherosklerose haben im Vergleich zu gesunden Menschen eine tendentiell dickere Gefäßinnenwand. Der Anstieg der IMD ist ein unabhängiger kardiovaskulärer Risikofaktor. Der prädiktive Wert einer IMD-Zunahme hinsichtlich kardiovakulärer Ereignisse wurde in vielen internationalen Querschnitts- und prospektiven Studien gezeigt. Eine anti-atherosklerotische Therapie kann durch eine IMD-Messung quantifiziert und daher der Erfolg einer Therapie evaluiert werden – dies konnte in verschiedenen Interventionsstudien belegt werden.

Hinweise des Autors, dass eine Zunahme der IMD nicht ausschließlich bei einer Atherosklerose beobachtet wird, sondern auch bei anderen Erkrankungen oder in Rahmen von „adaptiven Antworten”, sind in den letzten Jahren beschrieben worden. Dies ist zunächst kein Widerspruch zu den von uns aufgeführten Thesen. Jedoch sind wir der Meinung, dass der Anstieg der IMD als Surrogatmarker einer systemischen Atherosklerose in vielfachen und weitaus größeren populationsbasierten Studien untersucht wurde, als es der Fall für einzelne Erkrankungen ist. Dies liegt an der übermächtigen Prävalenz einer Atherosklerose im Vergleich zu Erkrankungen, wie dem vom Autor zitierten M. Fabry. Unstrittig ist aber, dass – gerade in Hinblick auf seltene Erkrankungen – weiterer Forschungsbedarf besteht. Wünschenswert wäre daher auch die Einführung eines international einheitlichen Messprotokolls zur Messung der IMD. Die Durchführung der Untersuchung sollte zudem von erfahrenen und geschulten Sonographeuren durchgeführt werden. Dies könnte langfristig den bisherigen Stellenwert der IMD als Surrogatmarker einer systemischen Atherosklerose festigen und somit das Vertrauen in diese Untersuchungsmethode fördern.

Insgesamt handelt es sich bei der IMD-Messung um eine billige, nicht-invasive, strahlenfreie und schnelle Untersuchung. Daher stellt sie möglicherweise ein attraktives Verfahren zur Erweiterung der kardiovaskulären Risikostratifizierung dar.

Literatur

  • 1 Crouse J R3rd, Raichlen J S, Riley W A, Evans G W, Palmer M K, O’Leary D H, Grobbee D E, Bots M L. METEOR Study Group . Effect of rosuvastatin on progression of carotid intima-media thickness in low-risk individuals with subclinical atherosclerosis: the METEOR Trial.  JAMA. 2007;  297 1344-1353
  • 2 Lorenz M W, Markus H S, Bots M L, Rosvall M, Sitzer M. Prediction of clinical cardiovascular events with carotid intima-media thickness: a systematic review and meta-analysis.  Circulation. 2007;  115 459-467

Dr. med. Marcus Bauer

Klinik für Kardiologie, Westdeutsches Herzzentrum Essen, Universitätsklinikum Essen

Hufelandstraße 55

45147 Essen

Phone: 0201/72384835

Email: marcus.bauer@uk-essen.de

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