Aktuelle Rheumatologie 2010; 35(3): 163
DOI: 10.1055/s-0030-1255092
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schmerz bei rheumatologischen Erkrankungen

Pain in Rheumatic DiseasesC. Baerwald
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Publication Date:
30 June 2010 (online)

C. Baerwald

Schmerz stellt das zentrale Symptom bei unseren Patienten mit rheumatologischen Krankheitsbildern dar. Zahlreiche Untersuchungen haben ergeben, dass der Schmerz mit das am meisten belastende Symptom darstellt. Auch wenn es in einigen Fällen gelingt durch eine remissionsinduzierende Therapie vor allem mit den Biologicals Schmerzfreiheit zu erzielen, werden wir aus mehreren Gründen auch in Zukunft immer wieder mit dem Symptom Schmerz bei unseren Patienten konfrontiert werden. Zum einen wird auch unter den modernsten Therapieverfahren nicht immer eine Remission erreicht und es kann auch zu erneut auftretenden Schüben der Erkrankung kommen. Zum zweiten sind bei vielen Patienten schon chronische Veränderungen eingetreten, die entsprechend auch Ursache für chronische Schmerzen sein können. Drittens haben wir es mit älter werdenden Patienten zu tun, die auch entsprechend einer zunehmenden Komorbidität verschiedene Ursachen von Schmerzen haben können. Von daher befasst sich dieses Heft mit verschiedenen Facetten des Schmerzes und der Schmerztherapie. Nachdem früher eher von verschiedenen Schmerzarten ausgegangen wurde, wird eher heute das Konzept einer „mixed pain” verfolgt. Dabei spielen sowohl nozizeptive Empfindungen als auch neuropathische Veränderungen bei jedweder Schmerzart in unterschiedlicher Ausprägung eine Rolle. Der Artikel von Koroschetz gibt einen Überblick über die aktuellen Konzepte beim neuropathischen Schmerz gerade auch bezüglich Diagnostik und Therapie. Gerade bei den Patienten mit rheumatologischen Krankheitsbildern kann neben dem entzündlich bedingten Schmerz auch eine neuropathische Komponente bestehen, die besonderer Beachtung bedarf. Bei jedweder Erkrankung mit Schmerzen ist es gerade bei einem chronischen Verlauf unabdingbar eine valide Schmerzmessung vorzunehmen. Über die einzelnen Verfahren und die Bedeutung der Schmerzmessung gibt der Artikel von Wendler einen Überblick, wobei auch wissenschaftliche Aspekte dargestellt werden. Neben den pathophysiologischen und diagnostischen Aspekten handeln mehrere Artikel von den therapeutischen Optionen bei Patienten mit chronischen Schmerzen. Gerade für uns in der Rheumatologie sind nichtsteroidale Antirheumatika und Coxibe ein wichtiger Bestandteil der Therapie aufgrund ihrer antientzündlichen Wirkung. Der Artikel von Unger gibt über die aktuellen Entwicklungen einen Überblick und es werden auch potenzielle Neuentwicklungen vorgestellt. Auch wird Bezug genommen auf die immer noch aktuelle Diskussion potenzieller gastrointestinaler und kardiovaskulärer Nebenwirkungen dieser Medikamentengruppen. Es konnte noch nicht auf die Ergebnisse der CONDOR Studie eingegangen werden, die erst jetzt auf den Kongressen vorgestellt wird. Erste Mitteilungen zeigen, dass der Endpunkte der Studie erreicht wurde (kombinierter Endpunkt aus Nebenwirkungen am gesamten GI-Trakt und Anämie) und das Coxib Celebrex signifikant besser ist verglichen mit Diclofenac und Protonenpumpeninhibitor. Auf den kommenden Kongressen wird mit Sicherheit mehr dazu zu hören sein. 2 Artikel beschäftigen sich mit Opioiden, wobei in dem Artikel von Pierer der klinische Aspekt einer Opioidtherapie beleuchtet wird und auf die jüngst veröffentlichte S3-Leitlinie über die Langzeitanwendung von Opioiden bei nicht tumorbedingten Schmerzen (LONTS) eingegangen wird. Auch in diesem Artikel wird auf neue Entwicklungen eingegangen, die z. T. in jüngster Zeit Eingang in die klinische Versorgung der Patienten gefunden haben. Der Artikel von Lang bietet schließlich einen Überblick über die peripheren Wirkungen der Opioide und die daraus entstehenden potenziellen Ansatzmöglichkeiten für neu entwickelte peripher wirkende Opioide. Insgesamt gibt dieses Heft somit einen sehr guten Überblick über die verschiedenen Aspekte der Schmerzentstehung und Schmerztherapie, gerade in Bezug auf chronische rheumatologische Erkrankungen. Neben Grundlagen wissenschaftlich orientierten Fragestellungen wird auch in den Artikeln Wert auf eine praxisrelevante Darstellung gelegt, sodass dem Leser ein größtmöglicher Nutzen entstehen mag.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. Christoph Baerwald

Sektion Rheumatologie/

Gerontologie

Medizinische Klinik II

Universitätsklinikum

Liebigstraße 20

04103 Leipzig

Phone: +49/0341/972 4710

Fax: +49/0341/972 4709

Email: Christoph.Baerwald@medizin.uni-leipzig.de

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