Radiologie up2date 2010; 10(4): 335-348
DOI: 10.1055/s-0030-1255947
Pulmonale und kardiovaskuläre Radiologie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Medikamenteninduzierte Lungenveränderungen

Drug induced lung diseaseC.  Schaefer-Prokop, E.  Eisenhuber
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Publication Date:
16 December 2010 (online)

Zusammenfassung

Immer mehr Medikamente sind potenziell lungenschädigend. Die klinische Symptomatik ist dabei oft unspezifisch, sodass der Bildgebung eine entscheidende Rolle in der Diagnostik zukommt. Dabei kann man verschiedene HRCT-Muster unterscheiden, die sich – wenn auch mit Überlappungen – durchaus bestimmten Medikamentengruppen zuordnen lassen und mit der zugrunde liegenden Histopathologie korrelieren. Gleichzeitig sollten alternative Diagnosen – wie Infektion, Ödem oder zugrunde liegende Erkrankung – klinisch-radiologisch ausgeschlossen werden. Das geht nicht ohne genaue Kenntnis möglicher Zusammenhänge zwischen Medikamenten und Bildbefunden. Eine entsprechende Vorgeschichte einer Medikamenteneinnahme, die dazu passenden radiologischen Befunde und ein Ansprechen auf die Therapie (Kortikosteroide und Einnahmestopp des Medikaments) sind meist die Basis der Diagnostik.

Abstract

There is an ever increasing number of drugs that can cause lung disease. Imaging plays an important role in the diagnosis, since the clinical symptoms are mostly nonspecific. Various HRCT patterns can be correlated – though with overlaps – to lung changes caused by certain groups of drugs. Alternative diagnosis such as infection, edema or underlying lung disease has to be excluded by clinical-radiological means. Herefore is profound knowledge of the correlations of drug effects and imaging findings essential. History of drug exposure, suitable radiological findings and response to treatment (corticosteroids and stop of medication) mostly provide the base for the diagnosis.

Kernaussagen

Die Anzahl von Medikamenten mit potenziell lungenschädigender Wirkung hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen.

Klinische Symptome und Bildgebung sind oft unspezifisch. Die Diagnose wird bei entsprechendem Medikamentengebrauch, passender Klinik, nach Ausschluss einer Infektion und bei passenden HRCT-Befunden gestellt. Die HRCT und ihre Interpretation ist dabei diagnostisch wesentlich. Dazu müssen die verschiedenen HRCT-Muster im Zusammenhang mit bestimmten Medikamentengruppen bekannt sein.

Besonders bei Patienten unter Chemotherapie oder andersartiger Immunsuppression kann die Differenzialdiagnose medikamenteninduzierter Veränderungen von (opportunistischen) Infektionen, akuter Lungenembolie oder Progression der Lungenveränderungen im Rahmen der Grunderkrankung schwierig sein.

Man unterscheidet im Wesentlichen 5 Mechanismen medikamenteninduzierter Lungenschädigung, denen charakteristische HRCT-Muster zugeordnet werden können:

  • eine direkt toxische Wirkung der Medikamente oder ihrer metabolischen Abbauprodukte (z. B. freie Radikale): resultierende Bildbefunde sind ein diffuser Alveolarschaden (DAD), eine organisierende Pneumonie (OP) oder eine interstitielle Pneumonitis

  • eine Hypersensitivitätsreaktion gegenüber dem Medikament oder seinen Abbauprodukten: resultierende Bildbefunde bzw. klinische Befunde sind eine eosinophile Pneumonie oder Asthma

  • eine neuronal oder humoral getriggerte Veränderung der Kapillarpermeabilität: resultierende Reaktionen sind ein Lungenödem oder Asthma

  • die Induktion einer Autoimmunreaktion wie z. B. einer Vaskulitis oder eines systemischen Lupus

  • eine induzierte granulomatöse Reaktion, z. B. Sarkoidose, eine granulomatöse Vaskulitis oder eine exogene lipoide Pneumonie.

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Prof. Dr. Cornelia Schaefer-Prokop

Medizinisches Zentrum Meander (MMC) Amersfoort
Abteilung für Radiologie

Utrechtseweg 160
3818 ES Amersfoort
Niederlande

Email: cornelia.schaeferprokop@gmail.com

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