NOTARZT 2010; 26(6): 249-250
DOI: 10.1055/s-0030-1265918
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Priv.-Doz. Dr. med. Detlef Blumenberg

Priv.-Doz. Dr. med. Detlef BlumenbergP.  Sefrin1
  • 1Arbeitsgemeinschaft der in Bayern tätigen Notärzte e.V. – agbn, Würzburg
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Publication Date:
02 December 2010 (online)

Priv.-Doz. Dr. med. Detlef Blumenberg †

Für uns alle unfassbar verstarb plötzlich und unerwartet der Vorsitzende der BAND

Priv.-Doz. Dr. med. Detlef Blumenberg

in Osnabrück im Alter von 62 Jahren.

Wir betrauern den Verlust einer starken und aufrechten Persönlichkeit und eines wunderbaren Kollegen, der seine ganze Kraft mit großer Begeisterung in den Bereich der Notfallmedizin einbrachte. Die Notfallmedizin begleitete neben seinem Wirken in der Anästhesie das ganze Leben von Detlef Blumenberg.

Schon in den Anfangsjahren seiner medizinischen Tätigkeit im Institut für Anästhesiologie der Universität in Würzburg war er früh nicht nur in der Boden-, wie auch in der Luftrettung einer unserer engagiertesten Notärzte. Nicht nur sein starkes Engagement, sondern auch seine frühen Initiativen in der Rettungsmedizin waren Vorbild für andere. Er brachte sich schon früh mit Neuerungen, die teilweise bis heute fortbestehen, in die Diskussion ein und verblüffte uns mit seinen Vorschlägen und Forderungen. Er konnte sich für Innovationen begeistern, wenn andere noch daran zweifelten. Für viele Kollegen, aber auch Verantwortliche im Rettungsdienst in Würzburg, waren seine Forderungen oft überraschend, wenn „Blumi” – wie seine Freunde ihn nennen durften – wieder einmal etwas Neues gefunden hatte und meinte, das müssten wir jetzt auch gleich haben. Wenn er von einer Sache überzeugt war, hat er sie gegen vielfältige Widerstände durchgesetzt und in vielen Fällen dann auch Erfolg gehabt.

Das notfallmedizinische Engagement dokumentierte sich auch in der Tatsache, dass er sich schon früh in die Gremienarbeit einbrachte. So gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Arbeitsgemeinschaft der in Bayern tätigen Notärzte (agbn), der er auch nach seinem Wechsels 1993 aus Bayern nach Niedersachsen verbunden blieb. Bis dahin war er Mitglied des Vorstands. In dieser Funktion hat er wesentlich zum Gelingen der jährlichen Fortbildungstagungen, nicht nur als anerkannter Referent, sondern auch als Organisator beigetragen. Unvergessen bleiben seine Vorschläge, wie man den Kongress optimieren könnte. Unübertroffen seine Vorträge, bei deren Geschwindigkeit mancher Zuhörer Schwierigkeiten hatte zu folgen.

Seine wissenschaftliche Laufbahn im Bereich der universitären Anästhesiologie führte neben seiner klinischen Tätigkeit zu der Habilitation über ein Thema, das in den folgenden Jahren eine hohe Aktualität erlangte. Zum Zeitpunkt der Durchführung der dafür erforderlichen Untersuchungen wurde das Krankheitsbild noch Non A-Non B-Hepatitis genannt. Blumenberg war nicht nur Wissenschaftler – ein sehr belesener dazu –, sondern vor allem Praktiker und Organisator. Das organisatorische Talent lernten viele Operateure schätzen, wenn es um den Ablauf des Operationsbetriebs ging, als er als Oberarzt in den verschiedenen Universitätskliniken tätig war. Dieses Talent nutzte er bis zu seinem Tode auch an seiner neuen Wirkungsstätte.

Die Notärzte Bayerns, bei denen er als Fortbilder uneingeschränkt anerkannt und beliebt war, bedauerten seinen Wechsel nach Osnabrück, wo er als Chefarzt der Anästhesie am dortigen Klinikum eine neue Aufgabe fand. Seine fachliche Kompetenz, die er an der neuen Wirkungsstätte einbrachte, wurde rasch anerkannt, was ihn bald zu einem gefragten Referenten im Bereich Anästhesie und Notfallmedizin machte. Hierbei kam es immer wieder zu Kollisionen zwischen dem Terminkalender und seinen klinischen Verpflichtungen. Seine Reiseplanungen, mit denen er imstande war, unmöglich scheinende Mehrfachverpflichtungen wahrzunehmen, waren unübertroffen. An seinem neuen Tätigkeitsort war er nicht nur als Chefarzt der Anästhesie gefordert, was er mit großem Enthusiasmus wahrnahm, sondern er leitete auch die Ethikkommission des Klinikums. Als Experte für Krankenhaushygiene realisierte er neue Hygienekonzepte. Diese vielfältigen Aufgaben ließen ihm kaum noch Zeit, seiner Lehrtätigkeit an der Universität Würzburg nachzukommen.

Seine fachliche klinische Kompetenz schlug sich unterdessen auch auf Bundesebene darin nieder, wo er im Gemeinsamen Bundesausschuss – dem obersten Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland – die Interessen der leitenden Krankenhausärzte vertreten konnte. Auch die Bundesärztekammer beriet er in Fragen der Notfallmedizin.

In Osnabrück stellte die Notfallmedizin für ihn nicht nur eine lokale Herausforderung dar, sondern auch auf Landesebene im Bereich der Leitenden Notärzte, für die er die jährlichen Fortbildungen organisierte. Die dabei erworbene Anerkennung fand ihren Niederschlag in der Wahl des Vorsitzenden der BAND 2006 und der Wiederwahl im Jahre 2008. In dieser Funktion gelang es ihm die BAND in neuen Institutionen und Gremien zu integrieren und damit ihr Ansehen und ihren Stellenwert zu stärken und zu erhöhen. Die BAND verliert deshalb nicht nur einen anerkannten Fachmann, sondern auch einen engagierten Mittler der verschiedenen Interessen. Blumenberg war stets um einen Ausgleich differenter Meinungen und Ansichten bemüht, um der BAND denjenigen Stellenwert zu geben, von dem er überzeugt war, dass er ihr zustehe. Seine Begeisterung und Tatkraft hat manchen Zweifler überzeugt und mitgerissen. Umso größer ist die Lücke, die er hinterlässt.

Nicht nur seine langjährigen Freunde und Wegbegleiter – zu denen sich der Autor zählen darf – werden ihn vermissen.

Prof. Dr. med. Peter Sefrin

Arbeitsgemeinschaft der in Bayern tätigen Notärzte e. V. – agbn

Sandweg 11

97078 Würzburg

Email: sefrin@agbn.de

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