NOTARZT 2012; 28(3): 119-120
DOI: 10.1055/s-0031-1276962
Fortbildung
Der toxikologische Notfall
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pflanzliche Nasentropfen

F.  Martens1
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow Klinikum, Klinik für Nephrologie und internistische Intensivmedizin (komm. Direktoren: Prof. Dr. A. Jörres und Prof. Dr. R. Schindler)
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Publication Date:
14 June 2012 (online)

Der Fall

An einem Sonntagnachmittag stellt sich ein etwa 40-jähriger Mann in der Rettungsstelle vor und berichtet mit heiserer Stimme über starke, brennende Schmerzen in seiner Nase und eine zunehmend behinderte Nasenatmung. Bisher sei er bis auf wiederkehrende Entzündungen seiner Nasennebenhöhlen gesund gewesen. Am Vorabend sei er mit dem Flugzeug nach einem Ferienaufenthalt aus Griechenland zurückgekommen. Heute morgen hatte er dann erstmals aus Griechenland mitgebrachte Nasentropfen verwendet, die ihm von einem lokalen Arzt als besonders wirksam bei Sinusitis empfohlen worden waren.

Die körperliche Untersuchung erbrachte unauffällige Vitalfunktionen mit normaler pulsoxymetrischer Sättigung und einem Blutdruck von 130 / 85. Die Inspektion des Mundes und des Rachenraumes ergab eine streifenförmige Rötung und mäßige Schwellung an der Rachenhinterwand bei mäßig geschwollenen Tonsillen. Die Untersuchung durch den HNO-Kollegen zeigte ebenfalls gerötete und leicht geschwollene Schleimhäute der inneren Nase und ein diskretes Ödem von Stimmbändern und Aryknorpel.

Die griechische Aufschrift des Fläschchens mit den Nasentropfen enthielt die Bezeichnung „Ecballium, verdünnt zur lokalen Anwendung in der Nase“.

Da keiner der anwesenden Ärzte einen Stoff namens „Ecballium“ kannte, wurde die Giftinformationszentrale kontaktiert. Diese wusste über Fälle mit teilweise erheblichen Schwellung der Schleimhäute nach Anwendung des Eselsgurken- oder Spritzgurkenextrakts zu berichten und empfahl deshalb intensivmedizinische Überwachung bis zum Abklingen der Symptomatik. Antihistaminika und Steroide würden wohl kaum helfen.

Nach Übernahme des Patienten auf die Überwachungsstation nahm in den folgenden 6 Stunden die Symptomatik deutlich ab, sodass der Patient dann nach Hause entlassen wurde.

Literatur

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Priv.-Doz. Dr. Frank Martens

Charité, Campus Virchow Klinikum, Klinik für Nephrologie und internistische Intensivmedizin

Augustenburger Platz 1

13353 Berlin

Email: frank.martens@charite.de

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