Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2011; 46(5): 364-369
DOI: 10.1055/s-0031-1277980
Management
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Mitarbeiterbindung durch Personalentwicklung – Am Beispiel Kardioanästhesie

Retention management by means of applied human resource development: lessons from cardiovascular anaesthesiologyStephan A. Padosch, Christian E. Schmidt, Fabian A. M. Spöhr
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Publication Date:
10 May 2011 (online)

Zusammenfassung

Die deutschen Krankenhäuser stehen neben der bekannten Ressourcenknappheit auch zunehmend vor dem Problem des Personalmangels. Unter diesem Aspekt ist es insbesondere in Disziplinen mit starker Belastung, wie z.B. der (Kardio-)Anästhesie von großer Bedeutung, gut ausgebildete Fachkräfte zu halten und an die Institution zu binden. Personalentwicklungsmaßnahmen bieten sich hier als effektive Tools zur Mitarbeiterbindung an und sind in quasi allen klinischen Bereichen anwendbar. Bemerkenswerterweise ist es nicht unbedingt der monetäre Faktor, der Mitarbeiter an die Institution bindet, sondern Personalentwicklungsmaßnahmen wie Mentorensysteme, Mitarbeitergespräche, Weiterbildungs- und Motivationsmaßnahmen u.a. Insbesondere in Hinblick auf die sog. Generation Y wird in diesem Zusammenhang künftig besonderes Augenmerk auf „Retention Management“ zu legen sein, um diese Mitarbeiter auch in Zukunft langfristig an die Kliniken binden zu können.

Abstract

At present, besides well-known financial problems, German hospitals are facing a serious lack of qualified medical staff. Given these facts, it is of great importance, especially in work load burdened disciplines, such as cardiovascular anaesthesiology, to retain highly qualified medical staff. Here, human resource development measures offer valuable tools for efficient retention management. Moreover, most of these are applicable to almost any clinical specialty. Surprisingly, financial aspects play a minor role in such concepts, in contrast to human resource development tools, such as mentoring, interviews, training and motivational activities. Especially, with regard to “Generation Y”, an efficient retention management will play a key role to keep these physicians as hospital employees of long duration in the future.

Kernaussagen

  • Aktuelle Kernprobleme der deutschen Krankenhäuser sind u. a. gesteigerte Qualitätsansprüche und erhöhte Leistungsanforderungen. Zusätzlich besteht ein Mangel an qualifiziertem ärztlichen Personal, insbesondere in sehr anspruchsvollen klinischen Disziplinen.

  • Mitarbeiterbindung ist eine originäre Führungsaufgabe. Sie hat das Ziel, den hohen Anforderungen und Qualitätsansprüchen kontinuierlich gerecht zu werden.

  • Bemerkenswerterweise beeinflussen finanzielle Faktoren nur in geringem Maße die Mitarbeiterzufriedenheit (als wichtigsten Parameter für die Mitarbeiterbindung).

  • Wichtigste Aufgabe der Personalentwicklung ist es, die vorhandenen Begabungen und Fähigkeiten der Mitarbeiter zu erkennen, zu erhalten und weiterzuentwickeln und sie mit den Anforderungen der Arbeitsplätze in Übereinstimmung zu bringen.

  • Mitarbeiterbindung umfasst insbesondere PE-Maßnahmen zur Förderung individueller Karrieremöglichkeiten sowie die Entwicklung von Fach- und sozialer Kompetenz.

  • In Anbetracht der gegenwärtigen Situation eines „leergefegten Arbeitsmarktes“, aber auch langer Einarbeitungszeiten ist es für die Kliniken von großer Bedeutung, ein effizientes Human Resource Management (HRM) anzubieten, das mit modernen PE-Konzepten die Ärzte betreut, begleitet und fördert, um somit eine möglichst optimale und langfristige Bindung dieser wertvollen Mitarbeiter zu gewährleisten.

  • Die PE ist die bedeutendste nicht-monetäre Maßnahme zur Mitarbeiterbindung und per se sehr gut für eine Implementierung in der Klinik geeignet.

  • Sofern nicht ein eigenes HRM in den betreffenden Institutionen vorhanden ist, obliegt diese Aufgabe den Führungskräften; diese Ärzte müssen entsprechende HRM-Kompetenzen besitzen, um mit ihren Maßnahmen Erfolg zu haben.

Weiteres Material zum Artikel

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PD Dr. med. univ. Stephan A Padosch
Prof. Dr. med. Christian E Schmidt
PD Dr. med. Fabian A M Spöhr

Email: stephan.padosch@uk-koeln.de

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