Dialyse aktuell 2011; 15(4): 179
DOI: 10.1055/s-0031-1279971
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Pflege attraktiver machen

Christian Schäfer
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Publication Date:
09 May 2011 (online)

Wie lässt sich der Pflegeberuf attraktiver gestalten? Unter anderem darüber sinnieren Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) und Co. bei den verschiedenen Pflegegipfelgesprächen im Bundesgesundheitsministerium. Kritik zu den Gesprächen kommt zum Beispiel von der nordrhein-westfälischen Ministerin für Pflege und Gesundheit Barbara Steffens (Bündnis 90/Die Grünen): Die Umsetzung der Ankündigungen (wie z. B. die Neudefinition des Pflegebegriffs) in die Tat dauere zu lange und der Slogan „Jahr der Pflege“ habe Potenzial, Unwort des Jahres zu werden.

Was könnte der Grund für eventuelle Verzögerungen sein? Es ist gut möglich, dass der zu erwartende Erfolg bei der Wahl zum FDP-Parteivorsitzenden auf dem Bundesparteitag der FDP Mitte Mai in Rostock seine Schatten vorauswirft. Spätestens, wenn Rösler parallel Gesundheitsminister und Parteivorsitzender ist, muss er seine Ressourcen aufteilen. Außerdem ist es möglich, dass bei der anstehenden intensiven „Sanierung“ der Partei Konflikte in den Zielen der beiden Ämter auftreten – ein weiterer Punkt, bei dem Potenzial verloren gehen könnte.

Aber nicht alles ist schlecht: So fand am 14. April der erste bundesweite „Boys' Day“ statt. In diesem Rahmen schnupperten circa 35 000 Schüler ab Klasse 5 bei über 4000 Veranstaltungen in Berufe hinein, bei denen Männermangel herrscht – so auch in der Pflege. Das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds geförderte Projekt (www.boys-day.de) ist ein Schritt in die richtige Richtung, um dem Fachkräftemangel in der Pflege entgegenzutreten.

Zusätzlich hat die Deutsche Krankenhausgesellschaft e. V. (DKG) mit der Unterstützung des Bundesgesundheitsministeriums die Internetplattform „Wegweisende Modelle zur Weiterentwicklung der Pflege im Krankenhaus“ erstellt (www.pflege-krankenhaus.de). Im Wettbewerb um qualifiziertes Personal machen Krankenhäuser hiermit auf sich aufmerksam. Die Seite behandelt die 3 Themenschwerpunkte „neue Arbeitsteilung und Prozessgestaltung“, „Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf“ und „lebensphasengerechtes Arbeiten in der Pflege“. Unter anderem beschreibt die Plattform Krankenhäuser, die ihre Arbeitsabläufe, Arbeitsbedingungen und die „Work-Life-Balance“ mit konkreten Maßnahmen verbessert haben. Das sorgt für Transparenz und kann Werbung für die Pflege sein.

Außerdem können Sie wie in jeder Ausgabe der Dialyse aktuell auch diesmal sehen, was die Fachgesellschaften AfnP (Arbeitsgemeinschaft für nephrologisches Personal e. V.) und fnb (Fachverband nephrologischer Berufsgruppen e. V.) dazu beitragen, um die nephrologische Pflege attraktiver zu gestalten: Fortbildungsveranstaltungen wie die neu aufgelegte „Nephro Fachtagung Ulm“ (ab Seite 187) und das „3. Pflegeforum Nephrologie in Rothenburg a. d. Fulda“ (Seite 197) helfen Pflegenden, sich besser im Dialysealltag zurecht zu finden und die medizinisch-technischen Hintergründe genauer zu verstehen. Solche Veranstaltungen ermöglichen es Pflegekräften auch, sich mehr untereinander auszutauschen. Und fast nebenbei nimmt die Identifikation mit dem Berufsbild zu. Dringen diese Signale zu den Schulabgängern vor, wirkt sich das auf jeden Fall positiv auf das Bild aus, das sie von der Pflege haben.

Christian Schäfer

Stuttgart

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