Diabetes aktuell 2011; 9(4): 147
DOI: 10.1055/s-0031-1283243
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Lebensstiländerung und Prävention

Antje Bergmann, Peter Schwarz
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Publication Date:
28 June 2011 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

in diesem Heft haben wir 2 Schwerpunkte gesetzt: Lebensstiländerung und Prävention des Diabetes mellitus.

Diejenigen von Ihnen, die auf dem diesjährigen Diabeteskongress in Leipzig gewesen sind, haben eine kontroverse Diskussion in Bezug auf die Anwendung und die Perspektiven der „Metabolic Surgery“ erlebt – also den operativen Eingriff, um den Magen zu verkleinern oder die Resorption der Nahrung durch Umlegung des Darmes zu unterbinden. Die Ergebnisse dieser chirurgischen Methoden im Hinblick auf die Behandlung und Verhinderung des Diabetes sind beeindruckend gut. Sie weisen das beste Ergebnis in der Verhinderung des Diabetes im Vergleich mit medikamentösen und Lebensstilstudien auf.

Allerdings ist eine solche Intervention ein chirurgischer Eingriff, meist irreversibel und geht mit einer nicht unerheblichen perioperativen Komplikationsrate einher. Danach muss eine permanente Lebensstiländerung des Patienten erfolgen. Daher wird immer wieder diskutiert, ob es Zwischenwege gibt. Eines dieser Konzepte stellt Winfried Keuthage hier vor. Das DIAMOND®-System kombiniert eine elektrische Magenstimulation bei Nahrungsaufnahme mit einem Interventionsprogramm für eine nachhaltige Lebensstiländerung und zeigt eigenständige positive Effekte auf den HbA1c und das metabolische Profil. Diese Technik könnte durchaus eine Alternative zum operativen Eingriff darstellen, insbesondere für Menschen mit Typ-2-Diabetes.

Wird einem Diabetiker eine Lebensstiländerung empfohlen, steht einer aktiven Umgestaltung in einigen Fällen eine psychische Komorbidität entgegen. Das Vorhandensein einer Depression bei diabetischen Patienten stellt hierbei häufig unsere größte Herausforderung dar, aktuelle Studien zeigen eine Prävalenz von bis zu 54 % bei Diabetikern. Diese Patienten haben eine deutlich schlechtere Prognose als psychisch gesunde. Daher sollte die Depression aktiv behandelt werden und ein Bestandteil der Diabetesschulung sein. Norbert Hermanns diskutiert dieses Thema in diesem Heft.

Zu guter Letzt berichten wir über ein neuartiges integriertes Konzept zur Prävention chronischer Erkrankungen im betrieblichen Gesundheitswesen. Dieses stellt ein hochattraktives Setting für Präventionsmaßnahmen dar, weil der Arbeitnehmer häufig in einer Altersklientel ist, die nicht regelmäßig Ärzte in Anspruch nimmt, aber dennoch in wachsendem Maße Risikofaktoren für chronische Erkrankungen aufweist. Gleichermaßen bietet das Arbeitsumfeld eine ideale Umgebung für Interventionen – häufig sehen wir eine deutlich höhere Teilnahmerate der Arbeitnehmer an betrieblichen Interventionsprogrammen als in Maßnahmen außerhalb des Arbeitsumfeldes. Das hier vorgestellte Modell beinhaltet ein modulares System für ein risikoadjustiertes Interventionskonzept im Arbeitsumfeld. Dabei wird im Betrieb ein Risikoassessment mithilfe unterschiedlicher Screeningmethoden durchgeführt. Basierend auf dem Risikoprofil und einem persönlichen Gespräch bekommt der Arbeitnehmer dann eine individualisierte Intervention. Dazu werden verschiedene, nebeneinander stehende Interventionsprogramme angeboten. Die Gesamtmaßnahme wird nach einem Jahr spätestens im Hinblick auf Evaluation und Qualitätsmanagement kontrolliert. Dieses modulare Modell stellt eine Alternative für Präventionsprogramme im betrieblichen Setting dar und bietet einen Meilenstein im Hinblick auf die Umsetzung von Präventionsmaßnahmen in der Alltagspraxis.

Wir hoffen, Ihnen mit diesem Heft wieder interessante Themen aufbereitet zu haben und wünschen Ihnen damit einen guten Start in die Sommerzeit und erholsame Urlaubstage.

Mit herzlichen Grüßen

Ihre Antje Bergmann und Peter Schwarz

Prof. Dr. med. Antje Bergmann
Prof. Dr. med. Peter Schwarz

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