Dialyse aktuell 2011; 15(7): 359
DOI: 10.1055/s-0031-1289118
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Universitätskliniken in Not

Christian Schäfer
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Publication Date:
09 September 2011 (online)

Wo haben sich eigentlich die Chefärzte ihre Sporen verdient? Richtig, viele waren zur Ausbildung an Universitätskliniken. Unter den etwa 300 000 dort Beschäftigten sind auch viele Pflegekräfte, die sich weiterbilden können sollten – unter anderem, um die Qualität der Pflege zu verbessern, mindestens aber zu erhalten. Unter den zukünftigen demografischen Verhältnissen wird dies sowieso eine schwierige Aufgabe werden.

Die angemessene Finanzierung der Aus- und Weiterbildung von Ärzten und Pflegekräften an den über 30 deutschen Universitätskliniken steht allerdings zukünftig auf wackeligen Füßen. Die Gründe hierfür sind unter anderem in der Föderalismusreform und der sogenannte Schuldenbremse zu suchen: Der Bund hat sich seit 2007 aus der Finanzierung der Universitätskliniken zurückgezogen und die Länder haben hier mehr Verantwortung. Bei den Ländern ist die Haushaltslage allerdings zu einem erheblichen Teil dürftig. Zudem dürfen sie ab 2020 keine neuen Schulden mehr aufnehmen, was die Situation der deutschen Universitätsmedizin sicher nicht verbessert.

Schon jetzt bleiben dringende Investitionen in Universitätskliniken aus, wie eine Umfrage des VUD (Verband der Universitätsklinika Deutschlands e. V.) ergab. Auf einer Pressekonferenz am 17. August in Berlin stellte der VUD die Ergebnisse vor: So fehlt bei circa 1 Drittel der Universitätskliniken pro Klinik bis zu über 100 Millionen Euro für Klinikbauten und Infrastruktur, und die Refinanzierung der Krankenversorgung ist problematisch.

Die Aussage des Vorsitzenden des VUD, Prof. Dr. Jörg Rüdiger Siewert, Heidelberg, kann man hier wirken lassen: ”Die Universitätsklinika werden als Motor von medizinischer Innovation und medizinischer Ausbildung mehr denn je gebraucht. Zudem leisten sie den größten Anteil daran, dass Patienten mit sehr schweren, komplexen oder seltenen Krankheiten behandelt werden.“ Nicht nur, um dies weiterhin tun zu können, ist eine entsprechende Finanzierung notwendig – diese ist auch nötig, um den wissenschaftlichen Nachwuchs halten zu können. Hier muss man sicherlich nach neuen gesetzlichen Regelungen suchen, die eine Förderung durch den Bund wieder ermöglichen.

Wohin ein schlecht finanzierter Gesundheitssektor führen kann, zeigt das Beispiel Großbritannien: So gab es in den letzten Monaten immer wieder Meldungen, dass britische Kliniken OP-Termine extrem hinauszögern oder gar streichen. Der Grund, den die Kliniken in einer Umfrage hierfür angaben, war schlicht und einfach ”Geldmangel“. Das sind beunruhigende Entwicklungen!

Unter den oben genannten Umständen kommt der Möglichkeit zur Weiterbildung wohl eine noch wichtigere Rolle zu, als sie es sowieso schon hat. Wir möchten einen Beitrag dazu leisten, Ihnen diese etwas zu erleichtern und Ihnen den Stand des Wissens in ausgewählten Gebieten der Nephrologie näher zu bringen. So bekommen Sie mit dieser Ausgabe der Dialyse aktuell auch das Kompendium Nephrologie 2011. Hier stellen kompetente Autoren diverse Einzelaspekte aus der Nephrologie detailliert dar. Interdisziplinär ist auch der wissenschaftliche Schwerpunkt dieser Ausgabe der Dialyse aktuell: So beantworten die Autoren, was das kardiorenale Syndrom eigentlich ist, und beleuchten es sowohl aus kardiologischer wie auch aus nephrologischer Sicht. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre des Kompendium Nephrologie 2011 und der Dialyse aktuell 7/2011.