Hinter dem Spiegel …

Liebe Kollegin, lieber Kollege!

„Mensch sei klug – bleib dumm!“

Diesen Spruch hatten meine beiden Jungs nicht nur provokativ an ihrer Zimmertür prangen. Auch in ihrer Schulklasse galt Strebern unter den Burschen als ausgesprochen uncool. Also waren die Schulnoten asymmetrisch verteilt, und jetzt wissen Sie auch, woraus der geringe Männeranteil in der Studentenschaft resultiert. Mit dem Dreier-Abi kommt man zwar patent durchs Leben, hat aber für die Zulassung zum Tierarztstudium keine Chance …

Sie, liebe Leserinnen und Leser, gehören natürlich nicht zu den Dummgebliebenen. Sie haben studiert, bilden sich fort, und ich sehe Sie auf fast jedem Kongress. Sie lesen Fachzeitschriften und tauschen sich mit Kollegen aus, live oder im Internet. Schon aus fachlicher Notwendigkeit sind wir Tierärzte zu lebenslangem Lernen gezwungen, wollen wir nicht zurückbleiben im Strom des Neuwissens.

Aber macht uns das glücklicher?

Dunning u. Kruger beschrieben 1999 den nach ihnen benannten Effekt, dass dumme, pardon: inkompetente Menschen nicht nur zur Selbstüberschätzung neigen, sondern sich dabei auch noch besser fühlen. Die beiden Psychologen bekamen dafür den alternativen Ig-Nobelpreis. Und der beschriebene Effekt seinen amerikanischen Namen. Nachzulesen bei www.wikipedia.org.

Was lernt uns das? (Hätte mein alter Lehrer süffisant gefragt.)

Nun, gehen Sie milde mit uneinsichtigen Tierbesitzern um. Wer um seine eigene Inkompetenz nicht weiß, neigt dazu, das Fachwissen anderer nicht zu erkennen oder gering zu schätzen.

SIE dürfen in solchen Fällen innerlich grinsen, an Dunning u. Kruger denken und sich an Ihrem Wissen erfreuen. So als kleiner Ausgleich.

Und bleiben Sie dran! Lesen Sie zum Beispiel gleich dieses Heft. Wir haben uns wieder bemüht, Ihnen aktuelles Fachwissen praxisgerecht zusammenzustellen.

Für Ihren Wissensvorsprung.

Und für Ihre daraus zu gewinnende Zufriedenheit …

Viel Freude beim Studieren wünscht Ihnen in diesem Sinne

Ihr

Stefan Gabriel