Dialyse aktuell 2011; 15(10): 547
DOI: 10.1055/s-0031-1298763
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Silberstreif am Horizont

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Publication Date:
14 December 2011 (online)

Nun ist es also geschafft: Die Fraktionsvorsitzenden aller Bundestagsparteien sind bei der Organspende tatsächlich auf einen Konsens gekommen – endlich! Mit Nachdruck haben sich die Fraktionsvorsitzenden von SPD und CDU, Dr. Frank-Walter Steinmeier und Volker Kauder, für die Entscheidungslösung ein- und letztendlich durchgesetzt, nachdem die Verhandlungen vorübergehend ins Stocken geraten waren. Krankenkassen und Behörden sollen zukünftig die Bürger regelmäßig dazu befragen, ob diese ihre Organe nach ihrem Tod spenden wollen. Hiermit will man die Bürger "regelmäßiger und strukturierter" mit dem Thema Organspende konfrontieren und so eine Entscheidung forcieren. Ohne Zwang soll so die Zahl der Organspender erhöht werden. Die gesundheitspolitischen Sprecher der Fraktionen haben das Ziel, bis Ende 2011 einen fraktionsübergreifenden Antrag für einen Gesetzesentwurf zu erstellen.

Dies ist ein wichtiges Signal für die etwa 12 000 Menschen in Deutschland, die auf der Warteliste für ein Spenderorgan stehen. Denn die Zeit, bis tatsächlich eine Transplantation möglich wird, ist mit 5–6 Jahren lang, manchmal zu lang: Etwa alle 8 Stunden verstirbt ein Mensch auf der Warteliste. Mehr Organspender sind also für die Menschen, die auf ein Spenderorgan warten, lebensrettend. Natürlich ergeben sich aus der Entscheidungslösung nicht automatisch mehr Organspender. Aber sie erhöht doch die Chance, dass sich mehr Menschen für die Organspende entscheiden, wenn sie sich damit beschäftigen. Allerdings ist es neben der Befragung der Bürger, wie diese zur Organspende stehen, und deren Dokumentation auch wichtig, dass mehr Hirntote als derzeit gemeldet werden: Laut Eugen Brysch, geschäftsführender Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung, werden nicht einmal die Hälfte der Hirntoten in Deutschland berücksichtigt. Der richtige Weg ist also eingeschlagen, Verbesserungspotenzial gibt es (wie fast immer bei solchen Dingen) aber noch.

Menschen, die auf ein Nierentransplantat warten, machen etwa 2 Drittel aller deutschen Bürger auf der Warteliste für ein Spenderorgan aus – also einen recht großen Anteil. Wir greifen bei der Dialyse aktuell mit unserem zweiten Supplement aus der Reihe "Im Fokus" passend zu den Vorgängen auf dem Gebiet der Organspende in diesem Jahr das wichtige Thema "Nierentransplantation" auf. Informieren Sie sich in den Beiträgen der kompetenten Autoren umfassend zu diesem Bereich der Transplantationsmedizin. Auch in der vorliegenden Ausgabe der Dialyse aktuell mit dem Schwerpunktthema "Der alte Dialysepatient" widmet sich einer der interessanten Schwerpunktbeiträge der Nierentransplantation (ab Seite 568). Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre der letzten Ausgabe der Dialyse aktuell in diesem Jahr, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Christian Schäfer