Psychother Psychosom Med Psychol 2012; 62(02): 45-46
DOI: 10.1055/s-0031-1298911
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Psychosomatische Medizin der Zukunft

Future Psychosomatic Medicine
Peter Henningsen
Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
,
Claas Lahmann
Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
,
Andreas Dinkel
Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
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Publication Date:
14 February 2012 (online)

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Von links nach rechts: Claas Lahmann, Peter Henningsen, Andreas Dinkel; Tagungsleitung Deutscher Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 2012 in München.

Wie wird sie aussehen, die Psychosomatik der Zukunft? Wir wissen es nicht. Nicht genau. Aber wir haben eine Ahnung.

Legen wir die Beiträge zugrunde, die für den kommenden Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie eingereicht wurden, so sehen wir ein interessantes Spannungsfeld, eines mit Entwicklungspotenzial – was natürlich auch bedeutet: Konfliktpotenzial, denn sicher kann die Weiterentwicklung eines Fachs nicht ohne Reibung vonstattengehen. Solche Reibungsstellen sind vielfältig: Grundlagenforschung versus klinische Forschung, klinische Forschung versus klinische Praxis, klinische Praxis versus praktische Theorie, Psychosomatische Medizin versus Klinischer Psychologie versus Psychiatrie. Wir sind sehr erfreut, dass diese Themenvielfalt sich in den Beiträgen des anstehenden Kongresses widerspiegeln wird. Und wir hoffen – oder gehen eigentlich fest davon aus – dass diese Vielfalt zu konstruktiver Diskussion anregen wird.

Es ist eine ziemliche Herausforderung für die Tagungsleitung des gemeinsamen Kongresses von DKPM und DGPM, ein ausgewogenes Programm zu erstellen. Die einfachste Hürde ist dabei, eine ausreichende Anzahl an hochwertigen Beiträgen zu erhalten. Das hat dieser Kongress schon jetzt gezeigt: Die deutschsprachige Psychosomatische Medizin hat viele gute Köpfe. Nicht nur an Universitätskliniken wird an der zukünftigen Psychosomatik gearbeitet, auch Kolleginnen und Kollegen in der Praxis und Regelversorgung engagieren sich in ihrem Fach und präsentieren ihre Überlegungen und Ergebnisse der Öffentlichkeit. Eine höhere Hürde ist es, aus der Vielzahl an Beiträgen eine Auswahl zu treffen und die Beiträge im Kongressprogramm zu verorten. An dieser Stelle möchten wir uns dem Kongresspräsidenten des letzten Jahres, Wolfgang Senf, anschließen und betonen, dass eine Präsentation der eigenen Ergebnisse oder Überlegungen in Form eines Posters einen hohen Stellenwert hat [1]. Keineswegs sind Posterbeiträge als weniger bedeutsam im Vergleich zu Vorträgen einzuschätzen. Wir sind überzeugt, dass zahlreiche Posterbeiträge viel Resonanz finden werden und einen „Impact“ erzielen werden.

Eine weitere Herausforderung besteht darin, ein Programm zu erstellen, das sowohl Forscher als auch Kliniker anspricht oder, noch besser, neugierig auf das jeweils andere macht. Wir sind optimistisch, dass die Beiträge des Kongresses diesem Anspruch gerecht werden. Thematisch reicht das Feld von grundlagenwissenschaftlichen Themen wie der Psychotherapieforschung und der funktionellen Bildgebung bis zu Versorgungsfragen wie der Finanzierung psychosomatischer Behandlung. Dem Kongressmotto entsprechend liegt ein gewisser Schwerpunkt auf modernen Behandlungsansätzen und auf Störungsbildern, die sich erst seit kurzer Zeit aufgrund technischer und gesellschaftlicher Entwicklungen herausgebildet haben [2]. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die somatoformen Störungen – aufgrund ihrer Verbreitung, der aktuellen Fertigstellung neuer Leitlinien zur Behandlung, und nicht zuletzt aufgrund konzeptueller Fragen [3]. Nicht zu vergessen sind somatopsychische Störungsbilder [4], die für unser Fach genauso bedeutsam sind wie „klassische“ psychosomatische Erkrankungen. Abgerundet wird das wissenschaftliche Programm erneut von zahlreichen praxisorientierten Workshops. Insgesamt somit ein Programm, welches viele von Ihnen hoffentlich ansprechen wird, neugierig macht auf zukünftige Entwicklungen.

Aber wie sieht sie nun aus, unsere Ahnung einer Psychosomatik der Zukunft? – Fundierte Vielfalt wäre vielleicht eine passende Beschreibung. Für die Zukunft der Psychosomatischen Medizin.