Dialyse aktuell 2011; 15(10): 566
DOI: 10.1055/s-0031-1299801
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Der alte Dialysepatient

Joachim Hoyer
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Publication Date:
16 December 2011 (online)

Der demografische Wandel durch die Alterung unserer Gesellschaft führt zu neuen Herausforderungen für das Gesundheitssystem: Ältere Menschen sind in weit höherem Maße von akuten sowie chronischen Erkrankungen betroffen. Sie bedürfen in der Diagnostik und Therapie einer besonderen Aufmerksamkeit und unser Gesundheitssystem muss sich nach und nach hierauf einstellen. Besonders betroffen von dieser Entwicklung ist auch die Nephrologie: Das Durchschnittsalter der Dialysepatienten in Deutschland hat innerhalb der vergangenen 20 Jahre erheblich zugenommen und die älteren Dialysepatienten sind in aller Regel auch von einer erhöhten Komorbidität betroffen. Diese Versorgung der Patienten stellt besondere Anforderungen an das Dialyseteam.

Weit über 50 % der Seniorenpatienten haben eine arterielle Hypertonie. In der antihypertensiven Behandlung von Seniorenpatienten ist eine Reihe von Aspekten bei der Auswahl und Kombination der einzelnen Antihypertensiva und bei der Vermeidung von Nebenwirkungen zu beachten: Gerade bei Seniorenpatienten stellt sich beim Eintritt in die terminale Niereninsuffizienz die Frage nach dem am besten geeigneten und zu empfehlenden Nierenersatzverfahren. In ihrem Beitrag stellen Prof. Ulrich Kunzendorf und Dr. Andreas Linkermann, Kiel, die jeweiligen Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren vor und geben so Entscheidungshilfen für die Beratung von älteren Patienten mit einem terminalen Nierenversagen. Insbesondere besprechen sie die häufig diskutierte Frage, ob auch für Seniorenpatienten eine Nierentransplantation infrage kommt und welchem älteren Patienten sie sinnvollerweise empfohlen werden kann.

Bei der Bluthochdruckbehandlung von Dialysepatienten sind viele Besonderheiten zu beachten. Dies trifft besonders auf ältere Dialysepatienten zu. Prof. Walter Zidek, Berlin, bespricht in seinem Artikel anhand von aktuellen Studien und Leitlinien die antihypertensive Therapie älterer Patienten detailliert und entwickelt einschlägige Therapievorschläge.

Mit der Alterung der Gesellschaft geht natürlicherweise auch eine Zunahme an Demenzerkrankungen einher. Die Problematik von kognitiven Störungen bei Dialysepatienten ist bisher nur unzureichend untersucht worden. In unserem Beitrag weisen Dr. Hristos Karakizlis, Marburg, und ich auf die sehr hohe Inzidenz an kognitiven Störungen und Demenzerkrankungen bei Dialysepatienten hin. Hier besteht in der Nephrologie ein großer Nachholbedarf an Studien und daraus abzuleitenden Therapieempfehlungen. Denn gerade Patienten mit kognitiven Störungen oder Demenz bedürfen einer besonderen Aufmerksamkeit bei der chronischen Dialysebehandlung und profitieren von einem auf ihre medizinischen, sozialen und psychologischen Aspekte ausgerichteten Therapiekonzept des Dialyseteams.