Dtsch Med Wochenschr 2013; 01(01): 5-6
DOI: 10.1055/s-0032-1309581
Praxis der Inneren Medizin
Infektionskrankheiten
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tübinger Fälle - Abgeschlagenheit und Gelenkschmerzen nach Costa-Rica-Reise

Progressive malaise and joint pain after travel to Costa Rica
J. Ehrhardt
1   Institut für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie, Universitätsklinikum Tübingen
,
K. Tintelnot
2   Konsiliarlaboratorium für Erreger importierter Systemmykosen, Robert Koch-Institut Berlin
,
P. Kremsner
1   Institut für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie, Universitätsklinikum Tübingen
,
M. Frank
1   Institut für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie, Universitätsklinikum Tübingen
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
09 April 2013 (online)

Zusammenfassung

Anamnese und klinischer Befund: Ein 57-jähriger Patient präsentierte sich ca. einen Monat nach Rückkehr von einer Costa-Rica-Reise mit zunehmender Leistungsminderung, Hauteffloreszenzen und Gelenkbeschwerden in der internistischen Notfallaufnahme. Nach Ausschluss häufiger Tropenerkrankungen wurde eine empirische antibiotische Therapie eingeleitet, unter der eine klinische Verschlechterung eintrat.

Untersuchungen: Eine CT-Untersuchung offenbarte eine röntgendichte pulmonale Raumforderung. Bronchoskopie, Mikroskopie und Kulturen der Bronchiallavage (insbesondere auf Mykobakterien) sowie eine Abdomensonographie führten zu keiner wegweisenden Diagnose. Serologische Untersuchungen sprachen für eine Infektion mit Histoplasma capsulatum.

Therapie und Verlauf: Unter antimykotischer Therapie mit Itraconazol wurde eine schnelle klinische Besserung erzielt, eine komplette Symptomfreiheit wurde nach Abschluss einer 6-monatigen antimykotischen Therapie mit Itraconazol erreicht. Verlaufs-CT-Untersuchungen bestätigten eine Größenregredienz der Raumforderung unter Therapie.

Folgerung: Die Histoplasmose ist bei immunkompetenten Personen eine selten diagnostizierte Erkrankung, da sie in der Regel blande und selbstlimitierend verläuft. Nichtsdestotrotz sollte sie bei Reiserückkehrern aus Endemiegebieten mit respiratorischer Symptomatik nach Ausschluss häufiger Tropenerkrankungen differentialdiagnostisch in Erwägung gezogen werden. Die Diagnose wird durch serologische Untersuchungen, bildgebende Verfahren sowie Probeentnahme mit histologischem, kulturellem und molekularbiologischem Nachweis des Erregers gestellt. Eine mehrmonatige antimykotische Therapie ist aktuell der Therapiestandard bei symptomatischen Erkrankungen.