Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2012; 8(01): 10-13
DOI: 10.1055/s-0032-1312012
Aktuell diskutiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diagnostik: Magnet-Resonanz-Mammografie – MR-Mammografie jenseits von Differentialdiagnose und lokalem Staging – Ist eine Einsatz-Abschätzung des Gradings möglich?

Matthias Dietzel
1   Institut für Diagnostische and Interventionelle Radiologie, Friedrich Schiller Universität Jena, Erlanger Allee 101, D-07740 Jena
,
Pascal A. T. Baltzer
1   Institut für Diagnostische and Interventionelle Radiologie, Friedrich Schiller Universität Jena, Erlanger Allee 101, D-07740 Jena
,
Hartmut P. Burmeister
1   Institut für Diagnostische and Interventionelle Radiologie, Friedrich Schiller Universität Jena, Erlanger Allee 101, D-07740 Jena
,
Tibor Vag
2   Institut für Röntgendiagnostik, Klinikum Rechts der Isar, Technische Universität München, Ismaninger Str. 22, D-81675 München
,
Ramy Zoubi
2   Institut für Röntgendiagnostik, Klinikum Rechts der Isar, Technische Universität München, Ismaninger Str. 22, D-81675 München
,
Tobias Gröschel
1   Institut für Diagnostische and Interventionelle Radiologie, Friedrich Schiller Universität Jena, Erlanger Allee 101, D-07740 Jena
,
Mieczyslaw Gajda
3   Institut für Pathologie, Friedrich Schiller Universität Jena, Ziegelmühlenweg 1, D-07743 Jena
,
Ingo B. Runnebaum
4   Universitätsfrauenklinik, Friedrich Schiller Universität Jena, Bachstraße 18, D-07743 Jena
,
Werner A. Kaiser
1   Institut für Diagnostische and Interventionelle Radiologie, Friedrich Schiller Universität Jena, Erlanger Allee 101, D-07740 Jena
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Publication History

Publication Date:
18 April 2012 (online)

Das Mammakarzinom ist die häufigste maligne Neoplasie der Frau. Trotz der Fortschritte bei Diagnose und Therapie ist die Mortalität noch hoch. Bei der Erstdiagnose des Mammakarzinoms kommt daher der prognostischen Einschätzung eine zentrale Bedeutung zu, ermöglicht sie doch eine stadiengerechte Therapie und trägt somit zur Reduktion der Mortalität bei.

Zur prognostischen Einschätzung der Erkrankung wird eine Vielzahl von Faktoren analysiert. In der Praxis spielen hierbei unverändert die klassischen prognostischen Faktoren die zentrale Rolle. Dazu zählen vor allem die Trias des TNM-Stagings und das Grading. Letzteres adressiert das Maß der Aggressivität des Tumors und wird nach histopathologischen Kriterien beurteilt.

Bei der Erstdiagnose des Mammakarzinoms kommt – neben der Ermittlung prognostischer Faktoren – insbesondere der Bildgebung eine zentrale Rolle zu. Das am weitesten verbreitete und derzeit etablierteste Verfahren ist zweifelsohne die Röntgenmammografie. Diese wird üblicherweise um eine Sonografie ergänzt. Obwohl die konventionelle Bildgebung der Brust ihren festen Stellenwert hat, kommt jedoch zunehmend auch die Magnet-Resonanz-Mammographie (MRM) als bildgebendes Verfahren in der Senologie zum Einsatz.

Ähnlich wie in der viszeralen und der zerebralen Bildgebung profitiert auch die MR-Mammografie vom hohen Weichteilkontrast der Methode. Dieser basiert letztlich auf den magnetischen Eigenschaften des Gewebes. Diese werden anhand ihrer T1- und T2-Zeiten charakterisiert. Zusätzlich wird routinemäßig die Pharmakokinetik paramagnetischer, intravenös applizierter Gadolinium-Chelate innerhalb des Mammaparenchyms untersucht.

Somit steht dem klinischen Radiologen eine Vielzahl von Informationen zur Ver-fügung, die in der Gesamtschau eine exakte Gewebsdifferenzierung ermöglichen. Diese können insbesondere für das initiale Staging des Mammakarzinoms herangezogen werden: So konnten zahlreiche internationale Studien belegen, dass die MRM die höchste Sensitivität aller bildgebenden Verfahren der Brust hat. Zudem erfasst diese Methode exakter als die Mammografie die Tumorgröße, die wiederum einen der wichtigsten prognostischen Faktoren darstellt. Schließlich werden mit der MR-Mammografie signifikant mehr kontralaterale, multifokale oder multizentrische Karzinome entdeckt. Dies hat einen potentiellen Effekt auf das chirurgische Vorgehen. Inwieweit sich hieraus ein Effekt auf die Gesamtprognose der Patientin ergibt, ist Gegenstand laufender Studien.

Die differentialdiagnostische Arbeit des Radiologen in der MRM ähnelt dabei mitunter der eines Pathologen, der gleichsam mit der Lupe die Eigenschaften des Gewebes unter verschiedenen Blickwinkel analysiert (Histologie: div., auch immunhistochemische Färbungen; MRT: div. Pulssequenzen, dynamisches An-reicherungsverhalten), um so auf die finale Diagnose zu schließen.

Aufgrund der Vielzahl von Gewebedetails, stellt sich daher die Frage, ob diese MRM-Informationen in ihrer Gesamtheit auch zur weiterführenden Feineinschätzung des Gewebes herangezogen werden könnten. Daher setzt sich vorliegende Studie zum Ziel, das Potential der MRM als prognostischer Biomarker zu untersuchen. Hierzu wurden ein einheitliches MRT-Messprotokoll zur Datenakquisition und ein detaillierter Katalog von strukturierten Deskriptoren zur einheitlichen Gewebscharakterisierung in der MRM verwendet. Als Zielvariable diente das Grading. Anschließend wurde dieser prognostische Faktor in einem großen Kollektiv invasiver Mammakarzinome mit deren MRM-Charkteristika uni- und multivariat korreliert.

 
  • Literatur

  • 1 Dietzel M, Baltzer PA, Vag T et al. Potential of MR mammography to predict tumor grading of invasive breast cancer. Fortschr Röntgenstr 2011; 183: 826-833
  • 2 Soerjomataram I, Louwman MW, Ribot JG et al. An overviewof prognostic fac-tors for long-term survivors of breast cancer. Breast Cancer Res Treat 2008; 107: 309-330
  • 3 Kaiser WA. Signs inMR-Mammography. 1st ed. Berlin, Heidelberg, New York: Springer; 2007