Rofo 2012; 184(7): 654-655
DOI: 10.1055/s-0032-1312832
Der interessante Fall
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Variation des vorderen Kreuzbandes (ein separates anteromediales Bündel)

J. Thiele
,
F. Vothel
,
J. Scheibe
Further Information

Publication History

08 December 2011

31 March 2012

Publication Date:
23 May 2012 (online)

Einführung

Das vordere Kreuzband (vKB) besteht aus einem nicht einheitlichen und nicht parallel verlaufenden Faserbündel. Der ovale femorale Ansatz befindet sich am lateralen Rand der femoralen Notch (Innenseite des Condylus lateralis femoris) und die tibiale Insertion ist im mittleren Drittel der Area intercondylaris. Der erste Hinweis über Kreuzbänder des Kniegelenks wurden in einem ägyptischen Bericht um 3000 v. Ch. gefunden. Auch Hippokrates (460 – 370 v.  Chr.) erwähnte frühzeitig die Anatomie und Funktion der vorderen Kreuzbänder. Die Gebrüder Weber beschrieben erstmals 1836 den Roll-Gleit-Mechanismus des Kniegelenkes und eröffneten damit ein besseres Verständnis für die Biomechanik der Kreuzbänder (Weber WEW. Mechanik des menschlichen Gehwerkzeugs. Dietrich, Göttingen, 1936). Das vordere Kreuzband ist in seiner makroskopischen Darstellung sehr variabel, da sich der Spannungszustand der einzelnen Anteile mit der Stellung des Kniegelenkes ändert. Zusätzlich sind die beiden Ansätze unterschiedlich gewinkelt (ca. 90°), wodurch ein kompakter Faserquerschnitt durch Rotation des Bandes im mittleren Drittel entsteht.

In der Literatur sind unterschiedliche Ansichten über den Faseraufbau des vKB zu finden:

  1. Das vKB setzt sich aus einem anteromedialen Bündel (AM) und einem posterolateralen Bündel (PL) zusammen. Der vordere Anteil ist dünner und länger und hat eine avaskuläre Zone sowie hyaline Knorpelanteile (Lanz J et al. Praktische Anatomie, I. Bd., Teil 4, Springer, 1972).

  2. Die Struktur des vKB setzt sich als ein Scherengitter der Faserzüge zusammen. Von den beiden Ansätzen entspringt ein paralleles Bündel, das sich im mittleren Drittel des Bandverlaufs auffiedert und wie ein verwebtes Gitter wirkt (Kennedy JC et al. JBJS 1974; 56: 223 – 235).