Diabetes aktuell 2012; 10(2): 47
DOI: 10.1055/s-0032-1313917
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Schwerpunkte in der Diabetestherapie

Antje Bergmann
,
Peter Schwarz
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Publication Date:
03 May 2012 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

hier halten Sie nun unsere 2. Ausgabe der Diabetes aktuell in den Händen, in der wir uns mit einzelnen Schwerpunkten der Diabetestherapie beschäftigen.

Stellen Sie sich die Situation vor – Ihr Patient liegt im Krankenhaus und die Schwester kommt ins Zimmer, reicht ihm das Mittagessen und sagt ”Guten Appetit!“ – haben Sie schon einmal nachgedacht, was in diesem Moment mit seinem Herzen passiert? Helene von Bibra erläutert uns in sehr plastischer Form, was im Hinblick auf die Durchblutung des Herzens passiert, wenn der Patient auf Station sein Mittagessen zu sich nimmt. Es ist spannend, diesen Artikel zu lesen und viele von uns werden klinische Situationen wiedererkennen, die man mit diesem Phänomen in Zusammenhang bringen kann. Insbesondere nach einem Herzinfarkt ist die Beachtung dieser Zusammenhänge für Patienten vermutlich kausal von Bedeutung.

Das führt uns zu dem Artikel zu Beratungsanlässen bei Diabetespatienten in der allgemeinmedizinischen Praxis. Die meisten unserer Diabetespatienten werden beim Hausarzt behandelt. Was sind aber die eigentlichen Beratungsanlässe, weshalb die Diabetespatienten zum Hausarzt kommen? Was sind zusätzlich die diabetesspezifischen Beratungsanlässe und wie stehen die im Kontext zu einer individualisierten, personalisierten Diabetesbehandlung? Antje Bergmann stellt uns eine Studie vor, an der 270 Ärzte teilgenommen haben und fast 9000 Patientenkontakte zu diesem Thema ausgewertet wurden.

Im Moment erleben wir einen wachsenden gesundheitspolitischen Einfluss in der Diabetestherapie. Das jüngste Beispiel ist der Erstattungsausschluss von Linagliptin im Rahmen des AMNOG-Prozesses. Mit teilweise fadenscheinigen Kostenargumenten werden hier innovative Therapeutika für Diabetespatienten in Deutschland ausgeschlossen. Es entsteht die paradoxe Situation, dass alle europäischen Länder Medikamente einführen, diese aber in Deutschland nicht erhältlich sind. Mit einer ähnlich innovativen Substanz aus der gleichen Substanzgruppe beschäftigt sich ein weiterer Artikel, der die GLP-1-basierte Therapie in der Praxis am Beispiel des Liraglutid bewertet. Herr Kaiser gibt eine gute Übersicht über die GLP-1-basierte Therapie und veranschaulicht diese an konkreten Praxisbeispielen. Es ist wichtig, dass solche Innovationen auch in Zukunft in Deutschland in der Diabetestherapie eine Rolle spielen können und dass nicht politische Bestrebungen in Zukunft für uns als Ärzte wichtiger werden, als unsere Leitlinien.

In einem letzten Artikel beschäftigen wir uns mit der Frage, wie Qualität in der Diabetologie beschrieben und verglichen werden kann. Gemeinsam mit der Internationalen Diabetes Gesellschaft wird derzeit ein Projekt gestartet, welches in den europäischen Ländern auf standardisierte Art und Weise die Qualität der Diabetesversorgung einmal im Jahr erheben soll. Diese Daten sollen dann Politikern zurückgespiegelt werden, um einen Gegenpol zu den derzeit gängigen politischen Bestrebungen, aber auch zu politischen Inaktivitäten, aufzubauen.

Wir möchten Sie, als Kollegen und alle an der Diabetesbehandlung Beteiligten, sehr herzlich einladen, sich an dieser Umfrage zu beteiligen. Einmal im Jahr (in der Regel im September/Oktober) erhalten Sie eine Einladung per E-Mail und können die gestellten Fragen beantworten. Ihre Antworten werden standardisiert ausgewertet und damit Vergleiche zwischen den einzelnen Bundesländern in Deutschland, aber auch Vergleiche der deutschen Ergebnisse im Kontext zu anderen EU-Ländern erstellt. Ähnlich wie bei verschiedenen Wirtschaftsindices soll damit ein Diabetesindex erstellt werden. Erstmals kann auf diese Art und Weise eine standardisierte Darstellung der Qualität der Diabetesversorgung in Regionen und einzelnen Ländern gemacht werden. Diese Ergebnisse können brisant sein, um Politikern vor Augen zu führen, wie unterschiedlich die Qualität der Diabetesversorgung in Deutschland, der EU und weltweit ist. Jedes Jahr sollen diese Daten zum Weltdiabetestag präsentiert und regelmäßig den relevanten Politikern direkt in die Hand gegeben werden. Mit einem Appell, sich am Global Diabetes Survey zu beteiligen, wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Lesen.

Ihre Antje Bergmann und Peter Schwarz