Rofo 2012; 184(8): 687
DOI: 10.1055/s-0032-1318834
Brennpunkt
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zerebrale CT – Durch geringere Röhrenspannung Kontrastmittel einsparen?

Further Information

Publication History

Publication Date:
14 August 2012 (online)

Die Stärke der arteriellen Anreicherung und damit die Bildqualität sind direkt proportional zur Menge und Konzentration jodhaltiger Kontrastmittel. Cho et al. prüften, ob eine niedrigere Röhrenspannung geringere Kontrastmitteldosen kompensieren kann.

Invest Radiol 2012; 47: 142–147

Zoom Image
Laut den Autoren könne die CT mit einer Röhrenspannung von 80 kVp und geringerer Joddosis eine Alternative für Patienten mit Nierenschädigung darstellen, die sich einer zerebralen CT unterziehen müssen. Im Bild: kontrastmittelgestützte CT einer linkshemisphärischen arteriovenösen Malformation mit 3-dimensionaler Rekonstruktion (Bild: Wanke I, Panagiotopoulos V, Forsting M. Fortschr Röntgenstr 2007; 179: 365–372).

Die Gabe konzentrierten Kontrastmittels mit hoher Osmolalität und Viskosität birgt insbesondere bei Risikopatienten die Gefahr einer Nierenschädigung. Die eingeschränkte Beurteilbarkeit von CT bei geringeren Jodgaben muss durch technische Adaptationen ausgeglichen werden. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass die Verminderung der Röhrenspannung die mittlere Photonenenergie in Richtung des k-Punktes von Jod verschiebt und dadurch die Gefäßdarstellung verbessert. Cho et al. verglichen nun die Bildqualität unter Standard-Bedingungen (Röhrenspannung: 120 kVp; Kontrastmittel: 370 mg I / ml; HC-CM) und reduzierten Einstellungen (Röhrenspannung: 80 kVp; Kontrastmittel 300 mg I / ml MC-CM).

Der 1. Untersuchungsabschnitt bestand aus einer Phantom-Studie. Diese zeigte eine lineare Beziehung zwischen der Kontrastmittellösung und der Attenuierung sowie der Kontrastmittellösung und dem Signal-Rausch-Verhältnis. Im 2. Teil erhielten 90 Männer (Durchschnittsalter: 25,5 Jahre) eine CT des Gehirns. Indikationen waren unklare Kopfschmerzen, arteriovenöse Malformationen, ein Zustand nach Aneurysma-Clipping, Gehirntumoren, der Verdacht auf ein Aneurysma oder einen ischämischen Schlaganfall. 45 Patienten wurden nach dem Standard-Protokoll und 45 mit MD-CM und 80 kVp untersucht. Die mittlere Attenuierung der A. carotis interna betrug 282,2 bzw. 379,2 HU (p < 0,001). Dies entsprach einem Anstieg um 34,4% bei der adaptierten Vorgehensweise. Im Zentrum des Okzipitallappens war die Attenuierung nicht verschieden. Trotz des stärkeren Bildrauschens bei der geringen Röhrenspannung waren das Signal-Rausch- und das Kontrast-Rausch-Verhältnis dabei 8,2 und 12,2% höher (jeweils p < 0,001). Drei Radiologen beurteilten die subjektive Bildqualität (kappa für die Übereinstimmung: 0,675). Die arterielle Anreicherung, Gefäßschärfe und die zusammengefasste Bildqualität der 80-kVp-CT wurden günstiger beurteilt. Der CT-Dosisindex war 23,2% niedriger.

Die abweichenden Ergebnisse früherer Studien erklären die Autoren mit der fehlenden Anpassung des Röhrenstrom-Zeit-Produkts an die geringere Röhrenspannung.

Fazit

Die CT mit 80 kVp Röhrenspannung führte zu einer substanziellen Verbesserung der Gefäßdarstellung, obwohl die effektive Joddosis 22,2% geringer war. Die Methode könne vor allem für Patienten mit einer vorbekannten Nierenschädigung eine Alternative sein.

Dr. Susanne Krome, Melle