Rofo 2012; 184(10): 874
DOI: 10.1055/s-0032-1318940
Brennpunkt
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Konventionelle Röntgenaufnahmen bei Lisfranc-Gelenksverletzung – Diagnostische Genauigkeit?

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Publication Date:
24 October 2012 (online)

Obwohl die CT bei der Diagnose von Lisfranc-Gelenksverletzungen weitverbreitet zum Einsatz kommt, herrscht ein Mangel an wissenschaftlichen Daten zur diagnostischen Genauigkeit von konventionellen Röntgenaufnahmen. Ziel der Untersuchung von J. J. Rankine et al. war es, hierzu neue Ergebnisse zu liefern.

AJR Am J Roentgenol 2012; 198: W365–W369

An der Studie nahmen Patienten teil, von denen CT-Scans des Fußes über einen Zeitraum von 1 Jahr vorlagen. Zwei erfahrene Radiologen werteten unabhängig voneinander konventionelle Röntgenbilder der Patienten aus, und zwar verblindet hinsichtlich der Ergebnisse der CT. Die diagnostische Leistungsfähigkeit wurde bestimmt, wobei die CT als Referenzstandard diente. Zudem erfolgten Röntgenaufnahmen eines Fußphantoms, um den optimalen Grad der kraniokaudalen Angulation bei den anteroposterioren Röntgenaufnahmen zu ermitteln. Die Autoren verglichen die Ergebnisse mit denen der CT-Scans.

Bei 60 Patienten mit Verletzungen des Mittelfußes wurden über 1 Jahr hinweg CT-Scans durchgeführt. 33 Studienteilnehmer waren Männer, 27 waren Frauen. Das Durchschnittsalter betrug 37,4 ± 16,7 Jahre (Spanne: 11–82 Jahre). Die CT-Scans hatten in 45 Fällen (75%) eine Lisfranc-Verletzung zum Ergebnis. Auf Basis der Röntgenaufnahmen identifizierten die Radiologen 31 der 45 Fälle (68,9%) korrekt als Lisfranc-Verletzung. Der positive Vorhersagewert war 84,4% und der negative Vorhersagewert 53,3%. Die Sensitivität und Spezifität betrugen jeweils 84,4 und 53,3%. Sieben Röntgenaufnahmen erbrachten ein falsch-negatives und 3 ein falsch-positives Ergebnis. Nach Auswertung der anteroposterioren Röntgenaufnahmen des Fußphantoms erwies sich ein Winkel von 20 ° (kraniokaudale Angulation) als optimal zur Sichtbarmachung des Gelenks. Die CT-Messungen des Fußphantoms zeigten eine 20 °-Angulation des Gelenks. Der optimale Gelenkwinkel bei den Patienten betrug im Durchschnitt 28,9 ° ± 5,7 ° (Spanne: 16–38 °).

Fazit

Die Studienergebnisse zeigen, dass konventionelle Röntgenaufnahmen zur Diagnose von Lisfranc-Gelenksverletzungen nur bedingt geeignet sind. Eine erhebliche Zahl von Verletzungen blieb unentdeckt. Die Autoren ermittelten eine kraniokaudale Angulation von 28,9 ° als optimal, um das Gelenk zu visualisieren.

Dr. Frank Lichert, Weilburg