Rofo 2012; 184(11): 980
DOI: 10.1055/s-0032-1318957
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

AV-Malformationen – Endovaskuläre Therapie auch bei begleitenden Aneurysmen durchführbar

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Publication Date:
26 October 2012 (online)

Aneurysmen, die bei arteriovenösen (AV) Malformationen begleitend auftreten, sind mit einem erhöhten Blutungsrisiko assoziiert. Die neurochirurgische Behandlung dieser Patienten stellt eine Herausforderung dar und konzentriert sich meist auf das Aneurysma. X. Lv et al. berichteten nun über eine Serie endovaskulär behandelter Patienten.

Eur J Radiol 2012; 81: 1296–1298

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Kontrastmittelgestützte CT einer linkshemisphärischen AV-Malformation mit 3-dimensionaler Rekonstruktion (Bild: Wanke I, Panagiotopoulos V, Forsting M. Fortschr Röntgenstr 2007; 179: 365–372).

Die Autoren analysierten hierzu retrospektiv 366 konsekutive Patienten, die zwischen 1999 und 2009 wegen einer AV-Malformation behandelt worden waren. Unter diesen waren 86 Patienten (23,5%; 31 Frauen und 55 Männer, Durchschnittsalter: 31,8 Jahre) mit einem begleitenden intrakraniellen arteriellen Aneurysma. Bei 69 Patienten (80,2%) bestand das initiale Symptom in einer Blutung, die übrigen 17 (19,8%) stellten sich mit anderen Symptomen vor. Die Autoren unterteilten die Aneurysmen in intranidale (n = 55) und proximale (n = 40). Bei intranidalen Läsionen konzentrierte sich die initiale Behandlung auf das Aneurysma. Die zuführenden Arterien wurden mittels eines superselektiven Mikrokatheters kannüliert und Coils, N-Butylcyanoacrylat (NBCA) oder Onyx 18 für den Verschluss verwendet. Das neurologische Behandlungsergebnis wurde anhand der Glasgow Outcome Scale (GOS) beurteilt.

Eine Blutung war, wie oben bereits erwähnt, der häufigste Befund, der mit einer endovaskulären Embolisation behandelt wurde. Dabei war die Blutungsursache in 44 Fällen ein Nidus der AV-Malformation und in 20 Fällen ein rupturiertes Aneurysma. In 5 weiteren Fällen ließ sich keine Ursache finden. Bei 17 Patienten war keine Blutung aufgetreten; von diesen hatten 15 einen zerebralen Krampfanfall erlitten und 2 klagten über Kopfschmerzen. Insgesamt lagen bei den 86 Patienten 95 Aneurysmen vor mit multiplen Aneurysmen bei 9 Patienten. Bei 4 Patienten wurde das Aneurysma mit einem Coiling gefolgt von einer Embolisation der Malformation behandelt. Bei 82 Patienten erfolgte eine Embolisation mit NBCA oder Onyx 18. Insgesamt kam es bei 3 Patienten (3,5%) zu Komplikationen (Blutung, Parese, Abulie). Exzellente oder gute Ergebnisse (GOS ≥ 4) fanden sich bei 73,3% der Patienten, neurologische Defizite (GOS 1–4) bei 16,6%.

Fazit

Bei mit AV-Malformationen assoziierten intrakraniellen Aneurysmen ist die endovaskuläre Behandlung zusätzlich zu Mikrochirurgie und Radiochirurgie gut durchführbar, so die Autoren.

Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen