Rofo 2012; 184(11): 983
DOI: 10.1055/s-0032-1318961
Brennpunkt
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bandscheibenvorfall – Schmerzverlauf nach CT-gesteuerter perkutaner Diskektomie

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Publication Date:
26 October 2012 (online)

Die minimal-invasive Diskektomie war laut früheren Studien praktikabel und sicher. N. Amoretti et al. untersuchten nun den postoperativen Schmerzverlauf und Faktoren, die darauf Einfluss haben.

Eur J Radiol 2012; 81: 1259–1264

In der Bandscheibenchirurgie wurden zahlreiche minimal-invasive Techniken erprobt. Die automatisierte Mini-Diskektomie mit dem Dekompressor-System (1,5 mm Durchmesser) erfolgte CT-gestützt. Vor dem Eingriff zeigte die CT das Volumen der Bandscheibe und eine mögliche Nervenkompression in 1-mm-Schichten an und gab den günstigsten Zugangsweg vor. Bei foraminalen und extraforaminalen Läsionen erfolgte ein posterolateraler, bei posteromedianen und posterolateralen Läsionen ein juxtaduraler, posterolateraler Zugriff. Unmittelbar danach wurde mit einer Test-Diskografie der optimale Einstichkanal geprüft. Die Opazifikation erleichterte die bestmögliche Positionierung der Sondenspitze. Der Gallertkern wurde mechanisch über die Sonde entfernt. Der Eingriff dauerte etwa 30 min. Hautnähte waren nicht erforderlich.

N. Amoretti et al. operierten 50 Frauen und 50 Männer mit einem Durchschnittsalter von 52 Jahren. Eine konservative Therapie mit unterschiedlichen Medikamenten hatte nicht zu einer relevanten Schmerzlinderung geführt. Motorische Defizite und neurologische Symptome lagen nicht vor. Bei allen Patienten gelang der Eingriff ohne Komplikationen. 20% hatten keine relevante Abnahme ihrer Schmerzen (< 30% auf der Huskisson Visual Analog Scale, VAS). Bei den übrigen Patienten war der Behandlungserfolg lokalisationsabhängig. Nach 1 Woche hatten Patienten mit einer posterolateralen und foraminalen Hernie eine Schmerzreduktion um 71 und 67%. Bei posteromedianen Hernien war die Abnahme mit 45% geringer. Die Analyse des Schmerzverlaufs ergab, dass die Beschwerden in den ersten postoperativen Tagen zunächst zu- und mit Rückgang der ödematösen Schwellung bis zum 7. Tag abnahmen. Die Ergebnisse nach 1 Woche änderten sich bei den Folgekontrollen bis zu einem halben Jahr postoperativ nicht mehr wesentlich. Ungünstige Verläufe waren somit bereits nach etwa 7 Tagen deutlich. Der Höhe des Bandscheibenvorfalls war für den Operationserfolg nicht bedeutsam. Im Unterschied zu anderen Untersuchungen profitierten ältere Patienten stärker.

Zwei Gruppen (< / > 40 Jahre und < / > 50 Jahre) wurden getrennt analysiert. Bei den über 50-Jährigen hatten mehr als 70% eine deutliche Erleichterung, bei den Jüngeren 57%. Für den Schwellenwert 40 Jahre ergaben sich 77,2 und 42,5% zugunsten der Älteren. Der Einfluss des Altersfaktors auf die Effektivität der Herniotomietechnik müsse in größeren Studien überprüft werden, weil die einzelnen Gruppen hier nur klein waren.

Fazit

Die perkutane, CT-gesteuerte Sonden-Diskektomie war sicher und effektiv und führte bei vielen Patienten zu einer bedeutsamen Schmerzlinderung. Bei posteromedianen Läsionen war die Maßnahme weniger erfolgreich. Die Bedeutung der Lokalisation und des Patientenalters für den Operationserfolg sollten in größeren Studien überprüft werden, so die Autoren.

Dr. Susanne Krome, Melle