Z Gastroenterol 2012; 50(10): 1072
DOI: 10.1055/s-0032-1318979
Forschung aktuell
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hepatozelluläres Karzinom – Prognose bei Patienten mit NASH

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Publication Date:
12 November 2012 (online)

Aufgrund der gleichzeitigen Zunahme der Inzidenzen von hepatozellulärem Karzinom (HCC) und nichtalkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD) liegt die Vermutung nahe, dass ein erheblicher Teil dieser Krebsfälle von einem durch die nichtalkoholische Steatohepatitis (NASH) ausgelösten Leberschaden herrührt. S. K. Reddy et al. haben nun untersucht, wie sich eine Heilbehandlung auf die Schwere der Leberdysfunktion sowie auf das Langzeitüberleben bei HCC-Patienten mit NASH im Vergleich zu solchen mit einer HCV-Infektion (HCV: Hepatitis-C-Virus) und / oder alkoholischer Leberkrankheit (ALD) auswirkt.

Hepatology 2012; 55: 1809–1819

Die Autoren werteten Daten von HCC-Patienten aus, die sich zwischen 2000 und 2010 einer Heilbehandlung (Lebertransplantation, Leberresektion, Radiofrequenzablation) unterzogen. Berücksichtigung fanden demografische und klinisch-pathologische Daten sowie solche zu Begleiterkrankungen und Langzeitergebnissen. Die Outcomes bei HCC-Patienten mit NASH bzw. HCV-Infektion und / oder ALD wurden verglichen.

Daten von 214 HCC-Patienten gingen in die Analyse ein. 52 Patienten hatten eine NASH und 162 eine aktive HCV-Infektion und / oder eine ALD. Zum Zeitpunkt der HCC-Diagnose waren NASH-Patienten im Vergleich zu HCV / ALD-Patienten älter (im Mittel 65 vs. 58 Jahre), häufiger weiblichen Geschlechts (48,1 vs. 16,7%), litten häufiger unter dem metabolischen Syndrom (45,1 vs. 14,8%) und wiesen niedrigere MELD-Scores auf (MELD: Model for End-Stage Liver Disease; im Mittel 9 vs. 10); die Unterschiede waren jeweils signifikant (p für alle < 0,05). Zudem hatten NASH-Patienten eine geringere Wahrscheinlichkeit für eine Brückenfibrose oder Zirrhose (73,1 vs. 93,8%; p < 0,001). Als Haupttodesursache identifizierten die Autoren Leberversagen (nach einem mittleren Follow-up von 50 Monaten). Unterschiede hinsichtlich des rezidivfreien Überlebens nach der Heilbehandlung stellten sie bei den Patientengruppen nicht fest (im Mittel 60 vs. 56 Monate; p = 0,303). Allerdings zeigten NASH-Patienten im Vergleich zu HCV / ALD-Patienten ein längeres medianes Gesamtüberleben („nicht erreicht“ vs. 52 Monate; p = 0,009), dieses war unabhängig von klinisch-pathologischen Faktoren sowie von der Art der Behandlung.

Fazit

HCC-Patienten, bei denen eine NASH vorliegt, weisen gegenüber HCC-Patienten mit HCV-Infektion und / oder ALD zum Zeitpunkt der Tumorfeststellung eine weniger schwere Leberdysfunktion auf, so das Ergebnis der Studie. Zudem sind HCC-Patienten mit NASH durch ein besseres Gesamtüberleben nach der Heilbehandlung gekennzeichnet.

Dr. Frank Lichert, Weilburg