Z Gastroenterol 2012; 50(11): 1132
DOI: 10.1055/s-0032-1319000
Forschung aktuell
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kolorektales Karzinom – Screening und Inzidenz

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Publication Date:
14 November 2012 (online)

Verschiedene Studien belegten, dass die Mortalität kolorektaler Karzinome durch ein zweijährliches Screening reduziert wird. Ob regelmäßige Stuhlbluttests mit dem Ziel der frühzeitigen Adenomentfernung langfristig auch die Karzinominzidenz reduzieren, war Gegenstand der aktuellen Auswertung der Nottingham-Studie.

Gut 2012; 61: 1036–1040

Das Besondere der Untersuchung ist ihre lange Laufzeit: Von 1981 bis 1991 erhielten 152 850 Einwohner (Alter 45–74 Jahre) das Angebot zu biennalen Stuhlbluttests, woraus sich eine durchschnittliche Nachbeobachtungszeit von 19,5 Jahren ergab. Insgesamt 76 056 Personen waren in der Interventionsgruppe und 75 919 im Kontrollarm. 2279 und 2354 kolorektale Karzinome wurden entdeckt. Im Interventionsarm wurden 236 bei einem Screening, 1037 im Intervall und 47 im Rahmen des Nachsorgeprotokolls diagnostiziert. Die Screening-Tumoren waren kleiner als die der Kontrollpersonen (71% vs. 42% Dukes A / B). 53,5% und 53,4% der Teilnehmer starben. Im Interventionsarm waren kolorektale Karzinome signifikant seltener die Todesursache (RR 0,91; 95%-KI 0,84-0,98). Das Geschlecht, das Alter oder die Tumorlokalisation beeinflussten die geringere Häufigkeit nicht. Bei einer Beschränkung des Analysezeitraums auf 12 Jahre seit Studieneintritt ergab sich eine Verminderung der Mortalität um 12%. Die absolute Reduktion betrug 1,66 auf 1000 Personen: 602 Personen mussten durchschnittlich 6 Jahre eingeladen werden, um einen Todesfall in 20 Jahren zu vermeiden.

Bei 1991 Screening-Teilnehmern und 1343 Kontrollpersonen wurden Adenome entfernt. Im Interventionsarm wurden durch das Screening zusätzlich 540 Adenome > 10 mm bemerkt und abgetragen. Dies resultierte nicht in einer Abnahme der Karzinominzidenz. Eine signifikante Reduktion ergab sich verglichen mit der Kontrollgruppe nicht (RR 0,97; 95%-KI 0,91-1,03; p = 0,28). Die wahrscheinlichste Ursache sei laut den Autoren die langsame Wachstumsgeschwindigkeit im Rahmen der Adenom-Karzinom-Sequenz. Positive Auswirkungen der Entfernung kleiner Adenome seien erst nach sehr langen Zeiträumen zu erwarten.

Die Studienergebnisse mit einer Senkung der Mortalität, aber nicht wesentlich beeinflusster Inzidenz stünden teilweise im Widerspruch zur Minnesota-Studie, die auch eine Reduktion der Karzinomfälle im Screening-Arm festgestellt hatte. Dies habe vor allem methodische Gründe. Andere Bearbeitungsverfahren und Bewertungskriterien der Stuhlbluttests hätten zu einer deutlich höheren Koloskopierate von 22% geführt, die in der Nottingham-Studie lediglich 5% betrug.

Fazit

Die Langzeitauswertung der Nottingham-Studie belegte erneut die Abnahme der Karzinomsterblichkeit durch das Screening mit Stuhlbluttests. Die erhoffte Reduktion der Erkrankungswahrscheinlichkeit bestätigte sich nicht.

Dr. med. Susanne Krome, Melle