Z Gastroenterol 2013; 51(3): 254
DOI: 10.1055/s-0032-1319286
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ärztliche Vereinigungen und Hilfswerke – Das Deutsche Institut für Ärztliche Mission

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Publication Date:
15 March 2013 (online)

Bereits mehr als 100 Jahre gibt es das Deutsche Institut für Ärztliche Mission, das von dem Stuttgarter Industriellen Paul Lechler gegründet wurde. Das Ziel des Instituts ist es, die weltweite christliche Gesundheitsarbeit bekannt zu machen und zu fördern. Wir stellen es hier einmal vor.

Paul Lechler wurde 1849 in Böblingen geboren und übernahm bereits im Alter von 21 Jahren als Teilhaber die Lackfabrik seines Vaters in Stuttgart. Lechler arbeitete sehr erfolgreich, war aber auch sozial enorm engagiert. Bereits fünf Jahre nach der Übernahme spendete er jährlich zehn Prozent seines Gewinns kirchlichen und sozialen Organisationen. Auch in der Folge zeigte er großen sozialen Einsatz: so gründete er beispielsweise die erste private Arbeitsvermittlung in Stuttgart, die er elf Jahre lang leitete und finanzierte, einen Knabenchor und eine Kinderschule. Mit 28 Jahren überließ er das Unternehmen den leitenden Angestellten, um sich auf sein Engagement im sozialen Bereich zu konzentrieren, gründete aber bereits nach einem Jahr eine neue Firma für Schmieröle und Holzschutzmittel. 1898 traf Lechler den Missionsarzt Georg-Eugen Liebendörfer, der ihm das Elend in Indien schilderte und mit ihm über Hilfsmöglichkeiten durch Missionsgesellschaften sprach. Lechler war davon so beeindruckt, dass er noch im gleichen Jahr den Verein für Ärztliche Mission als Hilfsorganisation für die Baseler Mission gründete, der Liebendörfer angehörte, 1906 folgte dann mit dem Deutschen Institut für Ärztliche Mission in Tübingen (DIfÄM) ein eigenes Institut. Hier wurden Missionsärzte und Krankenschwestern ausgebildet, aber auch zurückgekehrte erkrankte Missionare behandelt. So kam dem Institut auch eine wichtige Bedeutung in der Entwicklung der Tropenmedizin in Deutschland zu. 1909 erhielt Lechler für sein Engagement den Preußischen und Württembergischen Kronenorden, der mit dem persönlichen Adel verbunden war; er durfte sich also von nun an „von Lechner“ nennen. Im gleichen Jahr erhielt er außerdem die Ehrendoktorwürde der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen. 1916 gründete er die Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus in Tübingen, mittlerweile Teil des Geriatrischen Zentrums der Universitätsklinik. Er starb 1925 in Stuttgart.