physiopraxis 2012; 10(10): 14-20
DOI: 10.1055/s-0032-1329725
physiopolitik
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19 October 2012 (online)

Therapie bei Migranten – Geschulte Dolmetscher gefordert

Migranten leiden fast doppelt so häufig unter psychischen Erkrankungen wie der Bevölkerungsdurchschnitt. Nach Ansicht von Experten seien sie zudem medizinisch schlecht versorgt, heißt es in der „Ärzte Zeitung online“ im Rahmen eines Berichtes über das Hauptstadtsymposium der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde am 12. September in Berlin. Dort forderte Prof. Wolfgang Meier von der Uniklinik Bonn: „Wir brauchen nicht nur dringend mehr muttersprachliche Therapeuten, sondern vor allem auch fachlich geschulte Dolmetscher für die Kliniken.“ Sosollen Fehldiagnosen aufgrund von Sprach- und Kulturproblemen vermindert und die Compliance verbessert werden. Manchen Migranten würden Therapien aufgrund von Sprach- und Kulturproblemen sogar komplett vorenthalten werden.

Wie die Ärzte Zeitung online berichtet, gebe es seit den 1990er-Jahren seitens der Forschung die Forderung, dass Einrichtungen und Kliniken eine interkulturelle Checkliste erfüllen, wozu neben mehr Personal nichtdeutscher Herkunft auch ein Migrantenverantwortlicher als Ansprechpartner gehöre. Doch bislang scheitere dies vor allem am Geld. „Dabei werden nicht behandelte Erkrankungen chronisch und dann erst recht teuer“, sagte Psychiaterin Dr. Meryam Schouler-Ocak von der Charite Berlin. Es gebe bislang auch keine Krankenkassen, die in geschulte Dolmetscher investiert. „Dann behilft man sich notgedrungen mit Angehörigen oder dem Bettnachbarn.“ Doch das sei ein Unterschied.

ba