Rehabilitation (Stuttg) 2013; 52(06): 391-398
DOI: 10.1055/s-0032-1333220
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Betriebsnahe Präventionsprogramme der Deutschen Rentenversicherung

Work Place Health Promotion Programmes of the Statutory German Pension Insurance
C. Meffert
1   Abteilung Qualitätsmanagement und Sozialmedizin (AQMS), Universitätsklinikum Freiburg i. Br.
,
O. Mittag
1   Abteilung Qualitätsmanagement und Sozialmedizin (AQMS), Universitätsklinikum Freiburg i. Br.
,
W. H. Jäckel
1   Abteilung Qualitätsmanagement und Sozialmedizin (AQMS), Universitätsklinikum Freiburg i. Br.
2   Hochrhein-Institut für Rehabilitationsforschung am RehaKlinikum Bad Säckingen
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
11 November 2013 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund:

Mit der Änderung des § 31 Abs. 1 Nr. 2 SGB VI wurde der Rentenversicherung im Jahr 2009 die Möglichkeit eröffnet, auch ambulante medizinische Leistungen zur Sicherung der Erwerbsfähigkeit für Versicherte zu erbringen, die eine besonders gesundheitsgefährdende Beschäftigung ausüben. Seither wurden verschiedene betriebsnahe Präventionsprogramme der Deutschen Rentenversicherung entwickelt und als Modellprojekte implementiert. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, diese Programme systematisch zu erfassen und nach aktuellem Kenntnisstand in einer Synopse vergleichend zu analysieren.

Methodik:

Es wurde ein 8-seitiger „Erhebungsbogen zu betriebsnahen Präventionsprogrammen der Deutschen Rentenversicherung“ entwickelt und an die Verantwortlichen der uns bekannten betriebsnahen Präventionsprogramme versandt.

Ergebnisse:

Alle Programme sind indikationsübergreifend konzipiert und richten sich an Versicherte, die bereits unter ersten Gesundheitsstörungen leiden, ohne dass bereits Rehabilitationsbedarf besteht. Die konkreten Zielgruppen, die mit den jeweiligen Programmen angesprochen werden sollen, sind jedoch unterschiedlich (Schichtarbeiter, Pflegekräfte, ältere Arbeitnehmer etc.). Auch das Setting (ambulant oder sta­tionär) sowie die Dauer der Maßnahmen differieren zwischen den einzelnen Programmen.

Schlussfolgerung:

Alle Programme nutzen die bereits vorhandenen Strukturen der Deutschen Rentenversicherung und bieten die präventiven Maßnahmen in rentenversicherungseigenen Reha-Zentren an. Wünschenswert wäre eine Verknüpfung dieser Leistungen mit innerbetrieblichen gesundheitsfördernden Maßnahmen und Präventionsangeboten anderer Sozialversicherungsträger.

Abstract

Background:

In 2009, the amendment of § 31 Abs. 1 Nr. 2 SGB VI gave the German Pension Insurance the opportunity to provide outpatient medical treatments for insured people who have an occupation with particularly high risk of health. Ever since, the German Pension Insurance has developed various work place prevention programmes, which have been implemented as pilot projects. This article aims at systematically recording and comparatively analyzing these programmes in a synopsis which meets the current state of knowledge.

Methods:

We developed an 8 page questionnaire focusing on work place prevention programmes by the German Pension Insurance. This questionnaire was sent to people in charge of all programmes known to us.

Results:

All programmes have been drafted ­across indications. They are aiming at insured people who already suffer from first health disorders but who are not in imminent need of rehabilita­tion. However, the concrete target groups at which the specific programmes are aimed differ (shift workers, nurses, elderly employees). Another difference between the various programmes is the setting (in- or outpatients) as well as the duration.

Conclusion:

All programmes are using existing structures offered by the German Pension Insurance. They provide measures in pension insurance owned rehabilitation centers. It would be desirable to link these performances with internal work place health promotion and offers of other social insurances.

 
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