Dialyse aktuell 2013; 17(2): 57
DOI: 10.1055/s-0033-1343388
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ist Land in Sicht?

Christian Schäfer
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Publication Date:
22 March 2013 (online)

Das fragt man sich schon, wenn man die Geschehnisse in der Transplantationsmedizin der letzten Monate und Wochen Revue passieren lässt. Insgesamt 4 von 47 deutschen Transplantationszentren sind inzwischen von sog. „Transplantationsskandalen“ betroffen. Das ist ein relativ hoher Anteil in einem Metier, in dem schon kleine Unregelmäßigkeiten große Wellen schlagen können. Evtl. kommt hier nach dem Abschluss der Untersuchungen der Prüfungs- und Überwachungskommission der Bundesärztekammer, Krankenhausgesellschaft und des GKV-Spitzenverbandes sogar noch etwas hinzu: Die Kommission prüft seit September 2012 nach und nach alle Transplantationszentren deutschlandweit auf Herz und Nieren.

Die bisherigen Ergebnisse der Überprüfungen zeigen aber auch, dass sich zum Beispiel die Verstöße am Universitätsklinikum Leipzig hauptsächlich auf die Jahre 2010 und 2011 konzentrieren, wie der Präsident der Bundesärztekammer Prof. Frank Ulrich Montgomery Anfang Januar gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erklärte. Für das Jahr 2012 – also das Jahr, in dem die Kontrollen verschärft wurden und das Thema in den Fokus der Öffentlichkeit geriet – stellte die Kommission nur noch einen einzigen Fall fest. „Nie war die Transplantationsmedizin sicherer als heute“, so Montgomery.

Das sagt er zurecht! Aber leider ist das noch nicht in den Köpfen der Menschen angekommen. Wie auch, wenn hauptsächlich Negativschlagzeilen zum Thema Transplantation auf die deutsche Bevölkerung einprasseln. Dass die Standards verbessert wurden und die Wahrscheinlichkeit für erfolgreiche Täuschungen deutlich reduziert ist, spiegelt sich daher noch nicht in den Organspendezahlen wider: Sie sind so niedrig wie seit Jahren nicht mehr. Ist das Vertrauen einmal zerstört, ist es eben schwer, dies wieder herzustellen.

Aber trotzdem: Es ist Land in Sicht! Und noch einmal, denn man kann es nicht oft genug schreiben: Die Voraussetzungen sind dafür geschaffen, dass Schummeleien zukünftig kaum noch vorkommen können. Die noch laufenden Überprüfungen werden daher hoffentlich die für eine lange Zeit letzten Skandale in dieser Branche zutage gebracht haben bzw. noch aufklären. Hoffen wir, dass alle betroffenen Kliniken dazu bereit sind, die notwendigen personellen Konsequenzen aus den Ereignissen der letzten Zeit zu ziehen. Dies kann nur dabei helfen, neues Vertrauen zu schaffen. Es wird aber wohl noch etwas dauern, bis die Bürger wieder vermehrt ihre Bereitschaft zur Organspende dokumentieren – aber die Wahrscheinlichkeit ist relativ hoch dafür, dass dies tatsächlich eintritt. Oder anders formuliert: Eigentlich kann es fast nur bergauf gehen.

Mit diesem Optimismus im Gepäck möchte ich passend zum Thema noch auf einen interessanten Schwerpunktbeitrag aus der Rubrik „Transplantation“ ab Seite 84 in dieser Ausgabe der Dialyse aktuell verweisen. Er befasst sich mit der klinischen Relevanz des hepatorenalen Syndroms in der Transplantationsmedizin und gehört zum neu eingeführten CME-Teil: Diese Ausgabe enthält – wie im Editorial von Dialyse aktuell 1/2013 angekündigt – den ersten CME-zertifizierten wissenschaftlichen Schwerpunkt in der Geschichte der Dialyse aktuell. Noch einmal zur Erinnerung: Ärzte können ab 2013 bei einem Großteil der Ausgaben eines Jahrgangs der Dialyse aktuell 3 CME-Punkte pro Ausgabe sammeln, wenn sie die CME-Fragen zum Schwerpunkt zu mindestens 70 % richtig beantworten. Ich wünsche Ihnen hierbei viel Erfolg und Erkenntnisgewinn!