Pneumologie 2013; 67(S 02): S97
DOI: 10.1055/s-0033-1344848
Editorial
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3. Forschungswerkstatt Pulmonale Hypertonie

3rd Research Workshop Pulmonary Hypertension
W. Seeger
Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Med. Klinik und Poliklinik II
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Publication Date:
09 December 2013 (online)

In der Indikation pulmonale Hypertonie (PH) sind auch nach über 20 Jahren intensiver Forschungsarbeit noch viele Fragen offen. Die Gruppe der pulmonal-arteriellen Hypertonie (PAH), entsprechend der Klassifikation nach Dana Point 2008, ist bis heute pathophysiologisch am besten untersucht und gilt häufig als Modellindikation für die Entwicklung von Therapieoptionen. Zur gezielten Behandlung der PAH sind zurzeit drei Substanzklassen zugelassen, die Prostazyklin-Analoga, die Phosphodiesterase-5-Inhibitoren (PDE-5-I) und die Endothelin-Rezeptor-Antagonisten (ERA). Ihnen gemeinsam ist eine symptomatische Behandlung der PAH, die zu einer Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit und der Lebensqualität der Patienten führt und das Risiko der Mortalität reduziert (Galie N et al. Eur Heart J 2009; 30: 2493–2537). Bis heute ist eine kurative Therapie der PAH nicht möglich.

Im Fokus der aktuellen Forschungsarbeiten in der PH steht zum einen die Umkehr des pathologischen Gefäßumbaus (Re-Remodeling) und zum anderen ein besseres Verständnis der pathophysiologischen Hintergründe der unterschiedlichen Klassen, der PH infolge von Linksherzerkrankungen (PH-LVD), der PH infolge von Lungenerkrankungen und/oder Hypoxie und der chronisch thromboembolischen PH (CTEPH), um auch für diese Formen Therapieoptionen für die Patienten zur Verfügung stellen zu können.

Im Juni dieses Jahres fand in Leverkusen die nunmehr 3. Forschungswerkstatt pulmonale Hypertonie statt. Es wurden neue Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der pulmonalen Hypertonie präsentiert, um im wissenschaftlichen Austausch zwischen Forschern und Klinikern das Krankheitsverständnis zu vertiefen und zukünftige Projekte zu diskutieren.

Im Bereich der präklinischen Forschung der pulmonalen Hypertonie wurde die Bedeutung übergeordneter RNA-Moleküle, sogenannter „micro RNAs“, für die Regulation pathologischer Prozesse vorgestellt. Im klinischen Alltag scheint eine kritische Auseinandersetzung der Methodik der Rechtsherzkatheter-Untersuchung für eine korrekte Diagnosestellung der PH notwendig. Die PH im Kindesalter bedarf einer gesonderten Betrachtung gegenüber der adulten PH.

In der PH-LVD werden verschiedene therapeutische Ansätze diskutiert, die jedoch einer weiteren intensiven Forschung bedürfen. Impulse könnten aus den Erkenntnissen zu den kardialen Umbauprozessen bei Herzinsuffizienz gewonnen werden.

Aufgrund der hohen Inzidenz der pulmonalen Hypertonie bei COPD ist das Interesse an therapeutischen Optionen hoch, klinische Erfolge fehlen jedoch noch. Präsentierte präklinische Ergebnisse zur Zigarettenrauch-induzierten pulmonalen Hypertonie und der Entstehung von Emphysemen weisen die richtige Richtung.

Einzig Patienten mit CTEPH können mittels der sogenannten pulmonalen Endarteriektomie (PEA) kurativ behandelt werden. Dennoch steht diese Methode nicht allen Patienten zur Verfügung, da bei mehr als 35 % der Patienten die Thromben nicht erreichbar sind oder die Grunderkrankung eine PEA nicht erlaubt (Pepke-Zaba et al. Circulation 2011; 124: 1973–81). Für diese Patienten ist die Entwicklung therapeutischer Optionen medizinisch notwendig. Zur präklinischen Evaluation der Wirksamkeit neuer Substanzen ist ein geeignetes Tiermodell eine wichtige Voraussetzung; ein vielversprechendes Modell wurde vorgestellt. Die Prognose der PH-Patienten hängt entscheidend von einer frühen Diagnose ab. Für die CTEPH wurden erste Ergebnisse einer gezielten Lungenembolie-Nachsorge diskutiert.

Riociguat als Vertreter einer neuen Substanzklasse, der löslichen Guanylatzyklase-Stimulatoren, wurde in zwei unabhängigen Phase-III-Studien bei Patienten mit PAH (PATENT-1) und CTEPH (CHEST-1) geprüft. Als erste Substanz zeigte Riociguat in beiden Entitäten, der PAH und der CTEPH, eine signifikante klinische Wirksamkeit.

Die anlässlich der Forschungswerkstatt präsentierten aktuellen Studienergebnisse werden im vorliegenden Supplement im kurzen Überblick vorgestellt und sollen den Leser zu einer weiterführenden Diskussion anregen.

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Prof. Dr. W. Seeger