Rofo 2014; 186(2): 180-181
DOI: 10.1055/s-0033-1356431
Leserbrief
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Leserbrief zum Beitrag von Bender B, Beschorner R, Honegger J, Heckl S, Ernemann U, Horger M. Neue WHO-Entitäten des ZNS in der Neuroradiologie. Fortschr Röntgenstr 2013; 11: 1021

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Publication Date:
23 January 2014 (online)

Sehr geehrte Herausgeber der RöFo

Mit Interesse habe ich den Artikel über neue WHO-Entitäten in der Neuroradiologie gelesen und möchte zum Unterkapitel über das Medulloblastom mit ausgeprägter Nodularität Folgendes anmerken. Diese schon länger in die Klassifikation [1] aufgenommene Untergruppe wird im englischen Sprachgebrauch als „medulloblastoma with extensive nodularity“ bezeichnet und daraus leitet sich auch die gängige Abkürzung MBEN ab. Warum hat man im Deutschen den Ausdruck „ausgeprägte Nodularität“ gewählt? Wenn man den Begriff ganz hätte „eindeutschen“ wollen, so wäre wohl auch die Nodularität durch Knotigkeit oder Knotenbildung ersetzbar gewesen.

Die Autoren zeigen in ihrem Bildbeispiel nun sehr schön, dass selbst dieser mit einer exzellenten Prognose verknüpfte embryonale Tumor, der besonders junge Kinder betrifft, auch einmal mit einer Meningeose einhergehen kann. In diesem Zusammenhang ist es natürlich von außerordentlicher Wichtigkeit, dass auch die spinale Achse, wie bei allen Medulloblastomen einer Staging-MRT unterzogen wird. Die Abbildung 9e zeigt nun, dass dieses spinale MRT nicht nur eine Meningeose erkennen lässt, sondern auch Veränderungen, wie sie in einem Prozentsatz von bis zu 20 % nach Operationen der hinteren Schädelgrube „physiologisch“ und unspezifisch gefunden werden [2] [3] [4]. Die polsterartigen Säume mit Kontrastmittelaufnahme, die die äußeren Kontur des Duralsacks gut erkennbar im lumbalen Abschnitt, wahrscheinlich aber viel weiter nach kranial reichend auskleiden, entsprechen nicht einer Meningeose sondern einem unspezifischen duralen Enhancement. Dieses Phänomen tritt nach Operationen meist der hinteren Schädelgrube wohl als Folge von Liquordruckschwankungen nach Entlastung eines Hydrozephalus auf, weist ausgeprägte Ähnlichkeit zur MR-Morphologie des Liquorunterdrucksyndroms auf und ist selbst limitierend, d. h. es verschwindet innerhalb von Tagen bis Wochen. Ein solcher Befund darf keinesfalls mit einer Meningeose verwechselt werden. Leider ist die Ursache dieser typischen Veränderungen auf Abbildung 9e weder im Text noch in der Legende erwähnt. So ist zu befürchten, dass dieses Phänomen von den Lesern der RöFo mit einer Meningeose verwechselt werden könnte. Die ungerechtfertigte Diagnose einer spinalen Meningeose würde aber zu einer falschen Zuordnung in die Gruppe der high risk MB mit einer entsprechend intensivierten Therapie führen. Des Weiteren ist bei Vorliegen eines duralen postoperativen Enhancement im Spinalkanal das exakte Ausmaß einer Meningeose oft nicht festzulegen und dadurch die Verlaufsbeurteilung eingeschränkt, sodass eine solche spinale MRT unbedingt in 1 – 2 Wochen wiederholt werden muss.

Prof. Dr. Monika Warmuth-Metz, Leiterin Referenzzentrum Neuroradiologie der HIT-Studien der GPOH, Neuroradiologie Uniklinikum Würzburg

 
  • Literatur

  • 1 Gianaspero F. Medulloblastoma. In: Kleihues P, Cavenee WK, (Hrsg) World Health Organization classification of tumours of the central nervous system. Lyon: IARC Press; 2000: 129-137
  • 2 Warmuth-Metz M. Lumbar meningeal enhancement in contrast MRI after operation of the posterior skull base: a normal occurrence in children?. Fortschr Röntgenstr 2003; 175: 573-574
  • 3 Warmuth-Metz M, Kühl J, Krauss J et al. Subdural enhancement on postoperative spinal MRI after resection of posterior cranial fossa tumours. Neuroradiology 2004; 46: 219-223
  • 4 Shaw DW, Weinberger E, Brewer DK et al. Spinal subdural enhancement after suboccipital craniectomy. AJNR 1996; 17: 1373-1377