Berühmte Persönlichkeiten – Leonardo da Vinci – ein Leben für die Wissenschaft

Er gilt als eines der größten Genies aller Zeiten. Er war Universalgelehrter, Maler, Bildhauer, Architekt, Mechaniker, Ingenieur und Naturphilosoph und hat mit seinen exakten Zeichnungen die Entwicklung der Anatomie als Wissenschaft wesentlich beeinflusst: Leonardo da Vinci.

Geboren wurde Leonardo, der eigentlich Leonardo di ser Piero hieß, am 15. April des Jahres 1552 im Ortsteil Anchiano des toskanischen Städtchens Vinci, das unweit von Florenz gelegen ist. Da Vinci ist also kein Familienname, sondern bezeichnet Leonardos Geburtsort. Sein Vater war der Notar Ser Piero d‘Antonio, seine Mutter höchstwahrscheinlich eine Dienstmagd namens Caterina (andere Quellen sprechen von einer arabischen Sklavin), die Geburt unehelich. Allerdings muss man generell einschränken, dass viele Daten von Leonardos Leben nicht belegt sind. Zunächst lebte er wohl bei seiner Mutter, da sein Vater noch im Geburtsjahr eine junge Florentinerin heiratete, wuchs dann aber bei seinem Großvater väterlicherseits in Vinci auf. Obwohl er ein uneheliches Kind war, akzeptierte ihn die Familie und sorgte für eine gute Erziehung. 1468 starb Leonardos Großvater Antonio und er siedelte mit der väterlichen Familie nach Florenz über. Dort verbrachte er auch den größten Teil seiner Jugend und interessierte sich schon früh für Musik, Malerei und bildende Kunst. Der Vater wollte seine künstlerische Begabung fördern, indem er ihn bei Andrea del Verrocchio in die Lehre schickte. Verrocchio war Maler, Bildhauer und Goldschmied und galt zu damaligen Zeit als einer der bedeutendsten Künstler. In dessen Werkstadt blieb Leonardo von 1470 bis 1477 und malte dort seine ersten bedeutenden Werke, beispielsweise den knienden Engel und Teile der Landschaft im Gemälde „Die Taufe Christi“, das heute in den Uffizien in Florenz ausgestellt ist. Zur damaligen Zeit war es üblich, dass der Meister seine Werke nicht alleine malte, sondern Teile von seinen Gesellen und Schülern anfertigen ließ. Im Alter von 20 Jahren hatte Leonardo seine Lehre abgeschlossen. 1476 sah er sich mit einer Anklage wegen Sodomie konfrontiert, derer er von einem Anonymus bezichtigt worden war. Im Mittelalter fiel auch die Homosexualität unter den Begriff Sodomie, und Leonardo, der Zeit seines Lebens Männerfreundschaften pflegte, wurde vorgeworfen, sexuellen Kontakt zu einem 17-jährigen Prostituierten, der auch Malermodell war, gehabt zu haben. Der Prozess erregte damals in Florenz großes Aufsehen. Da es allerdings weder Beweise noch Zeugenaussagen gab, wurde die Klage wieder fallen gelassen. 1477 scheint Lorenzo di Medici besonderen Gefallen an Leonardo gefunden zu haben und förderte ihn als freien Künstler. In dieser Zeit entstanden seine ersten Porträts und Marienbilder. Mit der Zeit fühlte sich Leonardo in Florenz zunehmend eingeengt, außerdem war sehr darüber enttäuscht, dass er nicht zu den auserwählten Künstlern zählte, die mit der Ausgestaltung der Sixtinischen Kapelle beauftragt worden waren. Dies trug letztendlich dazu bei, dass er 1482 nach Mailand an den Hof des dortigen Herzog Ludovico Sforza übersiedelte. In dieser Zeit entstand auch die berühmte Felsengrottenmadonna, die heute im Louvre in Paris zu sehen ist. Leonardo arbeitete mit Unterbrechungen insgesamt mehr als 20 Jahre für die Sforzas in Mailand. Dort organisierte er auch die erste Müllabfuhr, da er im Gegensatz zu zahlreichen damaligen Menschen sehr auf Sauberkeit achtete und ihm der Zusammenhang zwischen Schmutz und der Pest bekannt war. 1490 verbrachte Leonardo einige Monate mit physikalischen und mathematischen Forschungen, 1492 fertigte er seine berühmten Studien über die Körperproportionen nach Vitruv an. In den Jahren 1494 bis 1498 entstand schließlich eines seiner berühmtesten Gemälde, „Das Abendmahl“, das als Bild für die Stirnwand des Refektoriums der Konventskirche von Santa Maria delle Grazie in Mailand vorgesehen war, in den Jahren 1503 bis 1506 das wohl berühmteste Gemälde überhaupt, das Porträt der Mona Lisa.

Leonardo war seiner Zeit weit voraus und einer der ersten, der anatomische Studien betrieb, indem er Leichen sezierte, mehr als 30 Verstorbene sollen es gewesen sein. Leonardo war als Maler am genauen Aufbau des Körpers und seiner detailgetreuen Wiedergabe interessiert, als Naturwissenschaftler dagegen vom Inneren des Körpers. Bei seinen Studien entdeckte er bei älteren Menschen die Arteriosklerose. Besonders fasziniert war er von der Embryologie und zeichnete wahrscheinlich als Erster ungeborene Kinder im Mutterleib. Leonardo hat sich aber auch als Wissenschaftler hervorgetan und zahlreiche Entdeckungen gemacht. So konstruierte er das erste U-Boot, baute hydraulische Bewässerungsanlagen und erkannte als Erster die Kugelgestalt eines Wassertropfens und damit seine Oberflächenspannung. Um 1505 führte er in der Nähe von Florenz Flugübungen mit einem Segelfluggerät durch, die aber scheiterten, und bei denen sich sein Assistent ein Bein gebrochen haben soll. Weitere Skizzen von Fluggeräten, die er jahrzehntelang anfertigte, glichen heutigen Hubschraubern. In den Jahren ab 1500 wechselte Leonardo mehrfach seinen Aufenthaltsort und lebte in Mailand, Florenz, Venedig, Parma und Rom. 1516 folgte er einer Einladung des französischen Königs Franz I. nach Amboise ins Tal der Loire, wo er im Landschlösschen Cloux lebte. Am 2. Mai 1519 starb Leonardo dort und wurde nach einer vorläufigen Bestattung an einem anderen Ort seinem Wunsch entsprechend am 12. August ins Kloster St. Florentin überführt. Bei Restaurierungsarbeiten im 19. Jahrhundert gingen seine sterblichen Überreste verloren, so dass deren Verbleib heute unbekannt ist.

Der vitruvianische Mensch von Leonardo da Vinci (Illustration: Luc Viatour/www.Lucnix.be).