Dtsch Med Wochenschr 2013; 138(50): 2620
DOI: 10.1055/s-0033-1359866
Korrespondenz | Correspondence
Leserbrief
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Früher Einsatz von Biologika bei der rheumatoiden Arthritis nach dem ersten DMARD – contra

Early use of biological agents after first DMARD in rheumatoid arthritis – no
U. Thomann
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Publication Date:
03 December 2013 (online)

Als internistischer Rheumatologe mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung in diesem Fach teile ich im Prinzip durchaus die Zurückhaltung bei dem frühen Einsatz von Biologika, welche der Kollege Keyßer vertritt [1]. Leider lässt er jedoch bei der Frage, ob die initiale Therapie mit MTX bei fehlendem Erreichen einer Remission ausgeschöpft wurde, einen ganz wesentlichen Gesichtspunkt außer Acht: es ist ein erheblicher klinischer Unterschied, ob MTX primär oral oder parenteral eingesetzt wird. Die parenterale, im Allgemeinen subkutane, Gabe ist deutlich wirksamer und oft auch verträglicher als die orale Gabe. Leider wird diese Tatsache auch in der aktuellen S1-Leitlinie der DGRh nicht hinreichend gewürdigt und die parenterale Gabe erst nach einer nicht ausreichenden Wirkung der oralen Gabe empfohlen. Durch eine möglichst früh einsetzende und engagierte konventionelle Therapie lässt sich in vielen Fällen der Einsatz der extrem kostenintensiven Biologika vermeiden. Konkret könnte dieses beispielsweise wie folgt umgesetzt werden: initial nach Ausschluss einer Kontraindikation MTX in ausreichender Dosis (z. B. 15 mg) parenteral in Kombination mit Prednisolon (z. B. 15 mg). Falls nach 8 Wochen die Remission nicht erzielt ist, Einleitung der Kombination von MTX s.c. vorzugsweise mit Leflunomid. Besteht nach 2 weiteren Monaten immer noch eine Kortikoid-Pflicht oberhalb der Cushing-Schwelle, kann zunächst eine Remissionsinduktion z. B. mit einem TNF-α-Blocker erfolgen. die konventionelle Therapie wird fortgeführt mit dem Ziel, nach Erreichen der Remission die Therapie mit dem TNF-α-Blocker stufenweise zu deeskalieren und die Therapie mit dem Prednisolon möglichst zu beenden. Mit diesem Prozedere gelingt es nicht nur meiner Erfahrung nach, den längerfristigen Einsatz kostenintensiver Biologika deutlich zu minimieren.

Erwiderung von G. Keyßer