Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74(1): 43-45
DOI: 10.1055/s-0033-1360229
Geschichte der Gynäkologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Berühmte Gynäkologen. Von Wien über Prag nach Berlin: Georg August Wagner (1873–1947) – ein Operateur macht Schule

Andreas D. Ebert
,
Matthias David
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Publication Date:
29 January 2014 (online)

Wenn man heute auf die Geschichte der „Charité-Frauenheilkunde“ zurückblickt, geht es meist um die bekannten Direktoren der I. Universitäts-Frauenklinik wie Eduard Martin (1809–1875), Carl Schröder (1838–1887), Robert von Olshausen (1835–1915), Ernst Bumm (1858–1925) oder Walter Stoeckel (1871–1961). Aufgrund der schon damals schwierigen Berliner Strukturen geraten die Ordinarien der „eigentlichen“ Charité-Kliniken meist aus dem Blick [1]. Im Verlaufe des 19. Jahrhunderts wuchsen die königliche Charité und die Einrichtungen der Berliner Universität weiter zusammen. Die seit 1858 in der Charité bestehende gynäkologische Klinik wurde von dem Direktor der geburtshilflichen Klinik der Friedrich-Wilhelm-Universität bis 1882 in Personalunion geleitet [2], [3]. Aufgrund der steigenden Bevölkerungszahlen und des entsprechenden medizinischen Betreuungsbedarfs wurde ein 2. Lehrstuhl für Geburtshilfe und Gynäkologie neben dem in der 1882 fertiggestellten Frauenklinik in der Artilleriestraße vom zuständigen Ministerium genehmigt. Der 2. Ordinarius war für die gynäkologische und geburtshilfliche Abteilung im königlichen Charité-Krankenhaus sowie für die dortige Hebammenschule zuständig. Seitdem wurde diese Frauenklinik in der Charité auch als II. und die in der Artilleriestraße als I. Universitäts-Frauenklinik bezeichnet [3]. Nach dem 1. Direktor, Adolf Gusserow (1836–1906), nach E. Bumm und Karl Franz (1870–1926) übernahm für 2 Jahre Erich Bracht (1882–1969) kommissarisch die Leitung der Klinik, ehe 1928 Georg August Wagner (1873–1947, [Abb. 1]) als Ordinarius an die Charité-Frauenklinik von der Deutschen Universität Prag nach Berlin berufen wurde, wo er bis zu seiner Emeritierung 1945 tätig war [4].

 
  • Literatur

  • 1 David M, Ebert AD Hrsg. Geschichte der Berliner Universitäts-Frauenkliniken. Berlin, New York: De Gruyter; 2010: 25ff
  • 2 Eulner HH. Die Entwicklung der medizinischen Spezialfächer an den Universitäten des deutschen Sprachgebietes. Stuttgart: Ferdinand Enke; 1970: 289ff
  • 3 Ebert AD. Nicht nur Eduard A. Martin und Karl Franz … Ein kurzer Rückblick auf die personellen Wechselwirkungen zwischen Jena und Berlin auf dem Gebiet der universitären Frauenheilkunde und Geburtshilfe. In: Schleußner E, Hrsg. Vom Accouchierhaus zur Universitäts-Frauenklinik. Leipzig: Hahndruck; 2011: 101-116
  • 4 Ulrich U, Ebert AD. G. A. Wagner: In schwerer Zeit. In: Ebert AD, Weitzel HK, Hrsg. Die Berliner Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie 1844 – 1994. Berlin, New York: De Gruyter; 1994: 193-205
  • 5 Wagner GA. Von mir und meinem Leben. Maschinengeschriebenes Manuskript, 13 Seiten, Garmisch, September 1943.
  • 6 Döderlein G. Georg August Wagner (1873–1947). Zbl Gynäkol 1947; 69: 1042-1045
  • 7 Schaller A. Die Wertheim-Klinik. Eine Geschichte der II. Universitäts-Frauenklinik in Wien. Wien, München, Bern: Wilhelm Maudrich; 1992: 124ff
  • 8 Koerting W. Die Deutsche Universität in Prag. Die letzten hundert Jahre ihrer medizinischen Fakultät. Band 11. München: BLÄK; 1968: 221-222
  • 9 Asen J. Gesamtverzeichnis des Lehrkörpers der Universität Berlin (1810 – 1945). Leipzig: Verlag Otto Harrassowitz; 1955: 94
  • 10 Archiv Merseburg, Rep. 76, Va, Sekt. 2, Tit. 4, Nr. 46, Bd. 28, Blatt 108, Prof. Wagner. An den Ministerialrat Professor Dr. Richter im Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung. 23. Oktober 1931.
  • 11 Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie. Die Reden. Eröffnungsansprachen zu den Kongressen der Gesellschaft 1886 – 1998. Ludwig H, Hrsg. Heidelberg, Berlin: Springer; 1999: 168-169
  • 12 Stoeckel W. Unsere Toten. G. A. Wagner. Zbl Gynäkologie 1949; 71: 1044
  • 13 Wagner GA. Die Eingriffe an den weiblichen Geschlechtsorganen. In: Kirschner M, Hrsg. Allgemeine und spezielle chirurgische Operationslehre. 1. Aufl. Band 5. Berlin: Verlag Julius Springer; 1933: 169ff
  • 14 Ober KG, Meinrenken H. Gynäkologische Operationen. In: Kirschners allgemeine und spezielle chirurgische Operationslehre. 2. Aufl. Band 9. Berlin, Göttingen, Heidelberg: Julius Springer Verlag; 1964: V-VII (Vorwort Carl Kaufmann)