Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2013; 20(6): 269-271
DOI: 10.1055/s-0034-1367710
Kasuistik
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Hypothermie beim Bergrettungseinsatz unter widrigen Wetterbedingungen – Vermeidbarer Einsatz nach ungenügender Tourenplanung und Überschätzung

Andree Schmidt
1   Klinik für Allgemein-, Unfall- und Orthopädische Chirurgie, Klinikum Arnsberg (Chefarzt: PD Dr. Werner Ortwin Ruland)
,
Jörg Schneider
2   Ambulantes Operationszentrum Allgäu, Betriebsstelle Kempten (Leiter: Dr. Guntram Fischer)
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Publication Date:
20 January 2014 (online)

Ein Notruf erreichte gegen 17 Uhr die integrierte Leitstelle: Fünf junge Erwachsene könnten ihren Weg nicht fortsetzen. Sie befänden sich auf einem Felsgrat auf circa 2700 hm und seien erschöpft und durchnässt. Schneetreiben und starke Windböen verhinderten den Rückweg zur Notunterkunft.

Planung und Durchführung des Einsatzes auf dem 4 km langen Felsgrat:

  • Alarmierung der örtlichen Bereitschaft.

  • Organisation einer bodengebundenen Rettungsaktion unter Beteiligung der Bereitschaften aus der Nachbarschaft mit insgesamt 35 Einsatzkräften inklusive 3 Bergrettungsnotärzten. Ein Hubschraubereinsatz war aufgrund der Wetterlage ausgeschlossen.

  • Transport von Einsatzkräften und Material bis ans Ende der befahrbaren Straße auf etwa 1400 hm.

  • Verteilung der alpinistische Ausrüstung, unter anderem mehrere 100 m Sicherungsseil, Wärme- und Biwakmaterial, medizinische Ausrüstung sowie Verpflegung und Ersatzkleidung auf die Einsatzkräfte und Transport durch diese weiter bergan.

  • Der Regen ging auf etwa 2300 hm in Schnee über und bedeckte 10–15 cm hoch Felsen und Geröll.

  • Einrichtung eines vorgeschobenen Depots in der Notunterkunft, auf 2650 hm, im rund 3 × 4 m großen, unbeheizten Schutzraum.

  • Sukzessive Ausstattung des nördlichen Bereichs des Grates mit Seilsicherungen durch die nachrückenden Einsatzkräfte.

Die erste Rettungsmannschaft erreichte um circa 20 Uhr den Einsatzort an der Ostseite des Grates auf einem schmalen Absatz. Die zum Teil vorhandenen Stahlsicherungen waren, wie auch der Fels, von einer bis zu 1 cm dicken Eisschicht überzogen. Es herrschte Schneetreiben bei Windböen aus östlicher Richtung [Tab. 1] [Abb. 1].

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Abb. 1 Einsatzort am Grat auf rund 2700 hm.
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Tab. 1 Wetterdaten Nationalparkforschung.
 
  • Literatur

  • 1 Durrer B, Brugger H, Syme D. The medical on site treatment of hypothermia. ICAR Recommendation REC M 0014 of the Commission for Mountain Emergency Medicine. 1998;
  • 2 McCullough L, Arora S. Diagnosis and treatment of hypothermia. Am Fam Physician 2004; 70: 2325-2332