ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2014; 123(4): 127
DOI: 10.1055/s-0034-1376361
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Nicht reif für den Oscar

Cornelia Gins
Further Information

Publication History

Publication Date:
29 April 2014 (online)

Es ist schon bemerkenswert, dass in der heutigen durch Internet & Co aufgeklärten Welt, die Bürger über die richtige Mundpflege immer noch eher unterdurchschnittlich informiert sind. Auf einem Symposium im März zum Thema Biofilm wurde eine forsa-Umfrage vorgestellt, aus der hervorging, wie unzureichend das Wissen über Biofilm, seine Ursachen und Wirkung, war. Es war nicht verwunderlich, dass 96 % der Befragten nicht das Gefühl hatten, in der Mundpflege Defizite zu haben. Sie waren der Meinung, dass sie ihre Zähne sehr gut bis gut putzen.

Das sehen wir in der Praxis selbstverständlich ganz anders. Die Prävalenz von vor allem Gingivitis, aber auch Parodontitis, geht dem Empfinden unserer Patienten über ihre eigene Mundhygiene diametral entgegen. Dass Plaque, so immer noch der Sprachgebrauch, an ihren eigenen Zähnen haftet, negierten immerhin ein Drittel der Befragten, insbesondere die Ü 60-Generation. Auch dass der Film aus Bakterien besteht, wollte nicht bekannt sein. Immerhin schien doch jeder 4. zu wissen, dass dieser Belag Zahnfleisch und Zähnen schadet und auch eventuell Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit haben kann. Nach der Ursache über das Wissensdefizit gefragt, antworteten weit über 50 %, dass sie nicht ausreichend über Plaque bzw. Biofilm aufgeklärt wurden!! Wie das!?

Nun ist das mit den Umfragen ja immer so eine Sache; wie repräsentativ sind die Aussagen wirklich? Doch wie auch immer, ignoriert werden sollten sie auf keinen Fall. Ich denke, vorwerfen können wir uns mangelnde Aufklärung nicht. Akzeptiert werden muss aber wohl das individuelle Hygieneverständnis und -bedürfnis unserer Patienten. Das bedeutet für uns, nicht nachzulassen in der Auf- und Erklärung von Biofilm, Krankheit und Gesundheit. In der Hoffnung, dass irgendwann auch der letzte Patient wissen wird, dass der Biofilm nicht im Kino zu sehen ist…

Ihre

Cornelia Gins