Fortschr Neurol Psychiatr 2014; 82(11): 615
DOI: 10.1055/s-0034-1385393
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Herausforderungen durch den demographischen Wandel – psychische Erkrankungen heute und morgen

The Challenges of Demographic Change – Mental Illnesses Today and Tomorrow
P. Falkai
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Publication Date:
10 November 2014 (online)

Diese Ausgabe widmet sich dem Motto des DGPPN-Kongresses 2014 „Herausforderungen durch den demographischen Wandel – psychische Erkrankungen heute und morgen“ und könnte somit aktueller nicht sein. Denn mit diesem Thema steht eine der zentralen Zukunftsaufgaben für unsere Gesellschaft im Zentrum, die auch das Fach Psychiatrie und Psychotherapie entscheidend beschäftigen wird. Das umfangreiche wissenschaftliche Programm spiegelt auch dieses Jahr die enorme Bandbreite des Fachgebiets wider und beschäftigt sich mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Themen mit biologischen, psychotherapeutischen und sozialpsychiatrischen Inhalten.

Dementsprechend greifen auch die Beiträge dieser Ausgabe relevante Themen unseres Fachgebiets auf: Zunächst befassen sich Juliane Gerth et al. mit der Notwendigkeit eines reliablen und validen Instruments zur Risikobeurteilung bei Intimpartnergewalt an Frauen, um dem Risiko erneuter Gewalt effizient begegnen zu können. In diesem Zusammenhang stellen sie das kanadische Ontario Domestic Assault Risk Assessment (ODARA) vor, ein ökonomisches Instrument für die Triage von Niedrigrisiko- und Hochrisiko-Tätern von Intimpartnergewalt.

Ebenfalls mit einem Screening-Instrument beschäftigen sich Josef Kessler et al.: Für das im deutschsprachigen Raum häufig genutzte kognitive Screeningverfahren DemTect standen bislang nur Auswertungsroutinen für Über- und Unter-60-Jährige zur Verfügung. Um den Alterseffekt umfassender beschreiben zu können, wurde der DemTect nun auch bei Unter-40- und Über-80-Jährigen durchgeführt und entsprechende Auswertungsroutinen wurden erstellt.

In ihrem Beitrag zum neuen Entgeltsystem in der Psychiatrie (PEPP) stellen Frank Godemann et al. die berechtigte Frage, ob die älteren Patienten unserer Gesellschaft nun zu den Verlierern des Gesundheitssystems gehören, und analysieren dies auf der Grundlage der VIPP1-Datenbank.

Ein weiteres zentrales Thema ist die Pädiatrische Bipolare Störung: Nina Lackner et al. skizzieren beispielhaft die Kasuistik eines bipolaren Patienten mit Krankheitsbeginn im Kindes- und Jugendalter, zeigen diagnostische und therapeutische Implikationen auf und diskutieren eine frühe Diagnosestellung und Möglichkeiten zur Therapie.

Im Anschluss daran stellen Martin Kohler et al. Zahlen zum Schlaganfallgeschehen in Deutschland vor, die auf Krankenkassenroutinedaten der Deutschen BKK basieren und im Kontext anderer vorliegender Studien analysiert werden. Um die Ergebnisse angemessen beurteilen zu können, wird zuvor die Vergleichbarkeit der wichtigsten Quellen von Schlaganfallzahlen in Deutschland – Registerdaten, Krankenkassendaten und DRG-Daten – diskutiert.

Aus aktuellem Anlass zum nun auch in der deutschen Übersetzung erscheinenden DSM-5 zu guter Letzt ein CME-Beitrag von Jan Klein et al. zu Neuerungen und Kontroversen in der Diagnostik affektiver Störungen im DSM-5. Die Autoren zeigen die für die Erwachsenenpsychiatrie wichtigen Veränderungen in der Diagnostik affektiver Störungen auf, wobei auch die Meinung der Autoren zugrunde gelegt wird.

Ich hoffe, dass diese Auswahl an spannenden Themen Ihr Interesse findet.

Mit kollegialen Grüßen, Ihr

Peter Falkai

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Prof. Dr. med. Peter Falkai