Fortschr Neurol Psychiatr 2015; 83(02): 108
DOI: 10.1055/s-0034-1385803
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Contributor(s):
S. Bachthaler
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Publication Date:
17 July 2015 (online)

Gespräche mit somatisch schwer erkrankten Menschen – insbesondere mit Tumorpatienten – sind oft auch für erfahrene Psychotherapeuten eine große Herausforderung. Krebs ist unauslöschlich mit Tod, Sterben und Schwäche assoziiert – Begriffe, die vermeintlich so gar nicht in unsere leistungsorientierte Wertewelt passen. Psychoonkologische Gespräche führen heißt aber, sich häufig mit solchen vermiedenen Themen wie der Endlichkeit des Lebens, der Illusion der Unsterblichkeit, der Unsicherheit der Prognose und dem unwiederbringlichen Verlust der Unbeschwertheit auseinanderzusetzen. Obwohl sich die Therapiegespräche natürlich um das Leben der Patienten drehen, rücken fast unvermeidlich und unbewusst gleichzeitig die eigenen Lebenssätze und Grundannahmen in den Fokus, sodass auf therapeutischer Seite durch eine mangelnde Abgrenzung vom Gegenübertragungsgeschehen Ängste und andere negative Emotionen entstehen können. Während die Psychotherapie meist konfrontierend und aufdeckend arbeitet, geht es in der Psychoonkologie in erster Linie darum, die Patienten auf dem selbst gewählten Weg zu begleiten. Viele können sich nur schwer vorstellen, wie solch eine Begleitung aussehen kann, wie die Gespräche gestaltet werden können und ob z. B. auch gelacht werden darf. Es existieren zahlreiche Lehrbücher für Psychoonkologie, die die Theorien ausführen und aus theoretischer Sicht erklären, wie ein psychoonkologisches Gespräch aufgebaut werden soll. Wie dies jedoch ganz konkret in die Praxis umzusetzen ist, bleibt immer mit einem großen Fragezeichen versehen und sorgt häufig für Unsicherheit oder sogar Abneigung.