Zeitschrift für Klassische Homöopathie 2014; 58(4): 186-195
DOI: 10.1055/s-0034-1395806
Wissen
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Zur Frage der Mobilisation von Arsen durch die Einnahme von Arsenicum album D6

Susann Buchheim-Schmidt
,
Rissel Roger
Further Information

Publication History

Publication Date:
15 December 2014 (online)

Zusammenfassung

Der 2002 in der ZKH veröffentlichte Beitrag Unkontrollierte Niedrigpotenzeinnahme mit letalem Ausgang von Reiter und Abermann muss bezüglich seiner Ergebnisse kritisch hinterfragt werden. Dieser Artikel zeigt, dass die Behauptung, der Tod der Österreicherin sei auf die Einnahme von Arsenicum album D6 Globuli zurückzuführen, als äußert fraglich bzw. als falsch bezeichnet werden muss.

Buchheim-Schmidt und Rissel gehen im Weiteren der Frage nach, ob durch Gaben von potenziertem Arsenicum album im Körper gespeichertes Arsen mobilisiert werden kann.

Summary

The ZKH article Unkontrollierte Niedrigpotenzeinnahme mit letalem Ausgang, submitted in 2002 by Reiter and Abermann has to be questioned as it was claimed in this article that the death of an Austrian patient had been caused by intake of Arsenicum album D6 globuli. Buchheim-Schmidt and Rissel discuss this assumption and explain their objections.

The authors also reason whether administration of potentized Arsenicum album activates arsenic that is accumulated in human body.

Anmerkungen

1 Im Beitrag von Reiter und Abermann wird zwar eine Einnahme von 3 × 3 Globuli täglich angegeben, der mit der Patientin befreundete Arzt hingegen gab 3 × 5 an.


2 Werden 3 × 5 Globuli an 72 Tagen eingenommen, sind das 1080 Globuli. Wird von der Herstellung nach HAB ausgegangen, wiegen 110−130 Globuli (der Größe 3) 1 g. Daraus folgt, dass die Patientin maximal 9 g Globuli Arsenicum album D6 eingenommen hatte. Diese enthalten 9 × 10-8 g Arsenicum album, da nach Vorschrift 10 HAB 100 Teile Globuli mit 1 Teil Dilution Arsenicum album D6 benetzt werden. 1 g Globuli mit 0,01 g der Dilution D6 befeuchtet ergeben 10-6 x 0,01 = 0,00000001 g Arsenicum album. Da 9 g Globuli eingenommen wurden, ist von 0,00000009 g = 90 ng Arsenicum album auszugehen.


3 Molare Masse Arsentrioxid: M(As2O3) = 197,84 g/mol.
Molare Masse reines Arsen: M(As) = 74,92 g/mol, bezogen auf 2 As in As203: 149,84 g.
Verhältnis: As2O3/2 As entspricht 1,32:1, also 10 mg As203 entsprechen etwa 7,6 mg reinem As (die Masse des Sauerstoffs muss abgezogen werden!).


4 „Das Arsen, welches physiologisch im Blut sein könnte und darf, wurde in das eine Prozent einbezogen. Zieht man die 4 μg ab, die normal im Blut (Normalwert nach der damaligen Analysenmethode) enthalten sein dürften, käme man bei dieser Berechnung auf 3 mg Freisetzung aus den Knochen, was immer noch fast die Hälfte des physiologischen Speichers auf einmal ist“ [3: 1189 Fußnote 20].


 
  • Literatur

  • 01 Bauer HJ. Arsen-Bestimmung in Leichenteilen und Leichenasche. Archiv für Toxikologie 1962; 19: 396-401
  • 02 Bier A. Homöopathie und harmonische Ordnung der Heilkunde. 2. verb. Auflage Stuttgart: Hippokrates; 1949
  • 03 Buchheim-Schmidt S. Ein Fall unkontrollierter Niedrigpotenzeinnahme von Arsenicum album D6 mit letalem Ausgang − kritisch hinterfragt. Naturheilpraxis 2012; 10: 1069-1075 und 11: 1181−1187.
  • 04 Cazin JC et al A Study of the Effect of Decimal and Centesimal Dilutions of Arsenic on the Retention and Mobilization of Arsenic in the Rat. Human & Experimental Toxicology 1987; 6: 315-320
  • 05 Dellmour F. Konzentrationsverhältnisse homöopathischer Arzneimittel. http://www.doktor-quak.de/pdf/dellmour_konzentration.pdf
  • 06 Fachinformation Trisenox® . www.fachinfo.de
  • 07 HAB 2011 Monografie Acidum arsenicosum.
  • 08 Kirkmann R. Referenzbereiche Arsen im Vollblut und Urin (Labor Dr. med. Ralf Kirkmann).
  • 09 Kobert R. Lehrbuch der Pharmakotherapie. Stuttgart: Enke; 1908
  • 10 Kühnert M Hrsg. Veterinärmedizinische Toxikologie. Allgemeine und Klinische Toxikologie, Grundlagen der Ökotoxikologie. Jena, Stuttgart: Gustav Fischer; 1991
  • 11 Madea B, Brinkmann B Hrsg. Handbuch gerichtliche Medizin. Band 2; Berlin, Heidelberg, New York: Springer; 2003
  • 12 Marquardt H, Schäfer SG Hrsg. Lehrbuch der Toxikologie. 2., völlig neu bearb. Aufl. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2003
  • 13 Moeschlin S. Klinik und Therapie der Vergiftungen. Stuttgart: Thieme; 1986
  • 14 Reiter C, Abermann C. Unkontrollierte Niedrigpotenzeinnahme mit letalem Ausgang. ZKH 2002; 46: 18-28
  • 15 Roth JH. Mit und ohne Spitzenhäubchen. Deutsche Apotheker Zeitung vom 29.05.2008.
  • 16 Schaenzler N, Bieger W. Blut- und Laborwerte. Rheda-Wiedenbrück, Güters- loh: RM-Buch-und-Medien-Vertrieb GmbH, 2006
  • 17 Seeger R, Neumann HG. Giftlexikon. Letzter Nachtrag 2008. Stuttgart: Deutscher Apotheker Verlag; 1988
  • 18 Seyffart G. Giftindex: Die Therapie der akuten Intoxikationen. 4. Auflage; Lengerich: Pabst Science Publishers; 1996
  • 19 Shen GQ et al Use of Arsenic Trioxide (As2O3) in the Treatment of Acute Promyelocytic Leukemia (APL): II. Clinical Efficacy and Pharmacokinetics in Relapsed Patients. Bloodjournal 1997; 89: 3354-3360
  • 20 Stoffmonografie Arsen-Referenzwert für Urin. Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz 2003; 12: 1098-1106
  • 21 Sucher A. Hittrach. O. O. Novum Eco 2011;
  • 22 http://www.inchem.org/documents/pims/chemical/pimg042.htm Arsenic PIM G042; darin: Jolliffe DM et al. 1991; Schoolmeester WL & White DR 1980.