Diabetologie und Stoffwechsel 2014; 9(6): 386
DOI: 10.1055/s-0034-1397455
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Referat – Diabetes gefährdet Frauen stärker als Männer

Hans Uwe Janka
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Publication Date:
29 December 2014 (online)

Hintergrund: In einer früheren Studie konnten S. Peters et al. zeigen, dass das Risiko diabetesbedingter koronarer Herzerkrankungen bei Frauen erheblich höher ist als bei Männern. In einer Metaanalyse aller verfügbaren prospektiven Daten prüften sie nun, ob diese geschlechtsspezifische Risikoverteilung auch für Schlaganfälle zu beobachten ist.

Methoden: Die Forscher durchsuchten die Datenbank PubMed systematisch nach prospektiven Studien, in denen die Assoziation zwischen Diabetes und Schlaganfallrisiko bei Männern und Frauen untersucht worden und eine Schätzung des relativen Risikos erfolgt war. Sie berücksichtigten zwischen 1966 und 2013 publizierte Arbeiten. Außerdem überprüften sie die Literaturlisten der gefundenen Arbeiten. Primärer Endpunkt war das Eintreten eines fatalen oder nicht fatalen Schlaganfalls.

Ergebnisse: Von 6120 in der Literaturrecherche gefundenen Arbeiten erfüllten 17 die gesetzten Kriterien. 13 lieferten tabellarische, 4 individuelle Patientendaten. Diesen Studien enthielten Daten von 775 385 Patienten und zu 12 539 nicht tödlichen bzw. tödlichen Schlaganfällen für die Metaanalyse. Das zusammengefasste maximal bereinigte Relative Risiko, einen Diabetes-assoziierten Schlaganfall zu erleiden, war für Frauen mit 2,28 erheblich höher als für Männer mit 1,83. Verglichen mit männlichen Diabetes-Patienten hatten weibliche Patienten ein Relatives von Risiko 1,27 einen Schlaganfall zu erleiden. Diese geschlechtsspezifische Differenz war über durchgängig in allen prädefinierten Subgruppen zu beobachten: Weder Region, Patientenalter, Tabakkonsum oder Jahr des Studienbeginns beeinflussten die Assoziation.

Folgerung: Verglichen mit männlichen Diabetikern tragen Frauen mit Diabetes ein um 27 % höheres Risiko, einen tödlichen oder nicht tödlichen Schlaganfall zu erleiden. Dieses Resümee ziehen die Autoren aus der Metaanalyse der Daten von über 775 000 Diabetes-Patienten. Das höhere Schlaganfallrisiko der Diabetikerinnen könne darauf beruhen, dass sich das metabolische und das vaskuläre Risikoprofil von Frauen in viel größerem Ausmaß verschlechtern müsse als bei Männern, bevor ein offener Diabetes auftritt. Sollte sich diese Annahme bestätigen, dann könnte ein verschärftes Screening auf Prädiabetes bei Frauen die Prävention kardiovaskulärer Ereignisse substanziell verbessern.

Ines Schulz-Hanke, Untermeitingen