Z Gastroenterol 2015; 53(4): 352
DOI: 10.1055/s-0034-1397680
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Der besondere Fall – Unklarer Befund bedeutet nicht immer Reizdarm

Gero Moog
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Publication Date:
16 April 2015 (online)

Die Patientin, die sich zunächst zum Gespräch, später auch zur Sonografie des Abdomens vorstellte, wies alle Aspekte einer zu erwartenden frustranen Diagnostik auf. Sie hatte seit Jahren abdominelle Beschwerden und war bei verschiedenen Kollegen vielfältig untersucht worden. So waren Laboruntersuchungen, Sonografie und auch Koloskopien abgesehen von einer Divertikulose des Sigmas ergebnislos geblieben.

Wegen der Beschwerden wurde dann eine Sigmaresektion durchgeführt. Der Eingriff verlief komplikationslos. Nach dem Eingriff war die Patientin allerdings nie beschwerdefrei. Schmerzen bestanden weiterhin, wobei sich der Schmerzcharakter verändert hatte. Die Beschwerden waren jetzt mehr stechend und auch bewegungsabhängig.

Nach Durchsicht der Akten und nach der Anamnese lag die Verdachtsdiagnose eines Reizdarmsyndroms nahe, denkbar waren auch jetzt vorliegende Adhäsionen durch den vermutlich wenig sinnvollen chirurgischen Eingriff. Ohne große Überzeugung ließ ich mich zur Sonographie des Abdomens überreden, die dann überraschend im Unterbauch den in  [Abb. 1 ]gezeigten Befund ergab.

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Abb. 1 Sonographischer Befund nach Sigmaresektion:

Nach kurzem Überlegen war klar, dass es sich hier um einen Fremdkörper handeln musste, der nicht intraperitoneal sondern über der Faszie lag. Bis auf die Sigmaresektion konnte sich die Patientin an keinerlei Ereignisse erinnern, die den Fremdkörper in dieser Position erklären konnten. Die Patientin entschied sich zu einer chirurgischen Intervention. Der chirurgische Kollege befand die sonographische Bildgebung für nicht ausreichend. Er veranlasste ein CT des Abdomens, das keine Veränderung aufzeigen konnte.

Erst auf persönliches Bitten waren die chirurgischen Kollegen bereit dem Wunsch des Internisten nachzukommen. Umso größer war das Erstaunen, als dann intraoperativ eine abgerissene Redondrainage gefunden wurde, die direkt auf der Faszie saß.

Die Patientin war nach dem Eingriff zunächst beschwerdefrei, entwickelte aber im weiteren Verlauf erneut Beschwerden. Der Drainageschlauch dürfte folglich sicher nicht die einzige Erklärung für alle Beschwerden gewesen sein. Trotzdem zeigt der kleine Fall, dass man mit der Verdachtsdiagnose Reizdarm vorsichtig umgehen muss und immer wieder andere mögliche Ursachen ausschließen sollte.

Die Rubrik „Der besondere Fall“

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