ergopraxis 2015; 8(03): 10-11
DOI: 10.1055/s-0035-1548565
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05 March 2015 (online)

Hart arbeiten, viel feiern – überstunden sind ein Risiko für hohen Alkoholkonsum

Für Menschen, die mehr als 48 Stunden in der Woche arbeiten, steigt die Wahrscheinlichkeit um elf Prozent, in einem gefährlichen Ausmaß Alkohol zu trinken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der finnischen Forscherin Marinna Virtanen und ihrer Kollegen, die im Januar im British Medical Journal veröffentlich wurde (BMJ 2015; 350: g7772). Sie griffen auf Daten von 333.693 Menschen aus 14 Ländern zurück und schauten in der Metaanalyse, ob ein Zusammenhang zwischen Arbeitsbelastung und Alkoholkonsum besteht. Demnach erhöht eine wöchentliche Arbeitszeit von mehr als 48 Stunden das Risiko für gefährlichen Alkoholkonsum – unabhängig von der gesellschaftlichen Schicht, dem Alter, dem Geschlecht und dem Herkunftsland. Als Vergleich dienen Menschen, die sich an die Standardarbeitszeiten von 35 bis 40 Stunden in der Woche halten.

Von gefährlichem Alkoholkonsum sprechen die Wissenschaftler, wenn Frauen täglich mehr als zwei Drinks und Männer mehr als drei Drinks konsumieren. Als Drink gilt dabei ein Achtelliter Wein, 330 ml Bier oder 40 cl Schnaps. Virtanen und ihre Kollegen vermuten, dass Stress, Arbeitsdruck, Depressionen und Schlafprobleme eine Ursache dafür sein könnten, sich mit Alkohol ein gewisses Maß an Entspannung zu verschaffen. Möglicherweise sind besonders die sogenannten Typ-APersönlichkeiten gefährdet. Sie sind aggressiv und leicht reizbar, zugleich ehrgeizig und möchten mehr und mehr in immer kürzerer Zeit erreichen. Für sie gilt die Devise „work hard, play hard“. Ausschweifenden Alkoholkonsum sehen sie als Belohnung für die harte Arbeit.

Um gesundheitlichen Folgen vorzubeugen, fordert die Europäische Union schon länger eine maximale Wochenarbeitszeit von 48 Stunden. Virtanen und Kollegen bekräftigen mit ihren Ergebnissen diese Forderung. Doch diese dürfte sich schwer mit den aktuellen wirtschaftlichen Interessen mancher Firmen in Einklang bringen lassen.

smo