Gesundheitswesen 2015; 77(04): 242
DOI: 10.1055/s-0035-1548791
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Mitten im Leben – Arbeiten im ÖGD

U. Teichert
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Publication Date:
09 April 2015 (online)

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Dr. Ute Teichert-Barthel

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Damen und Herren,

in Ihren Händen halten Sie ein Exemplar des „Gesundheitswesens“, in dem die Abstracts des 65. Wissenschaftlichen Kongresses der Bundesverbände der Ärztinnen und Ärzte sowie Zahnärztinnen und Zahnärzten des Öffentlichen Gesundheitsdienstes zusammengefasst sind. Der diesjährige Kongress findet vom 23. – 25. April 2015 in Rostock statt.

Unabhängig davon, ob Sie selber die Chance haben an dem Kongress teilzunehmen, lohnt sich ein Blick in die einzelnen Beiträge. Diese stellen sehr anschaulich und praxisnah die gesamte Bandbreite des Öffentlichen Gesundheitsdienstes dar und werden sicher auch Ihnen so manche Hilfe für den Praxisalltag mitgeben. Die Beiträge zeigen, wie facettenreich und spannend der Öffentliche Gesundheitsdienst mit seinen vielfältigen Aufgabengebieten ist. Eine nähere Beschäftigung damit ist auf jeden Fall sehr lohnenswert. Doch, warum gelingt es immer weniger ärztlichen Nachwuchs für das öffentliche Gesundheitswesen zu finden? Dafür sind aus meiner Sicht 3 wesentliche Gründe ausschlaggebend. Zum einen ist die tarifliche Bezahlung über den TVöD und den TV-L für den Öffentlichen Gesundheitsdienst deutlich geringer, als die Vergütung, die ärztliche Kolleginnen und Kollegen in Krankenhäusern erhalten. Leider hat der Öffentliche Gesundheitsdienst auch in der Ausbildung von Medizin Studierenden kein besonderes Gewicht. Während des Studiums und ihrer Berufsausbildung gelangen sie, wenn überhaupt, nur rein zufällig an ein Gesundheitsamt. Daher wird der ÖGD als Berufsalternative zur Klinischen Medizin nicht wahrgenommen. Seit 2002 werden nach einer Änderung der Approbationsordnung Famulaturen in Gesundheitsämtern in vielen Bundesländern nicht mehr anerkannt. Im Studium selber wird der ÖGD nicht als eigenständiges Fach, sondern als Querschnittsgebiet aufgeführt. An vielen Universitäten werden daher nur wenige Stunden innerhalb eines anderen Faches dem Thema gewidmet. Wie soll ein junger Medizinstudierender so die Bedeutung des ÖGD erkennen?

Es geht auch anders: So hat im letzten Jahr erstmalig eine Studentin das Wahlpflichtfach des praktischen Jahres im Gesundheitsamt Frankfurt absolviert. Das ist der richtige Weg, wir müssen auch Berufsanfänger mit unserem Bereich bekannt machen.

Hinzu kommt noch, dass die vielfältigen Aufgaben und die Bedeutung des ÖGD in der Bevölkerung weitgehend unbekannt sind. Viele Menschen haben nur selten Kontakt zu ihrem Gesundheitsamt und auch nur eine vage Vorstellung davon, wie vielfältig die Aufgabenbereiche sind.

Das Image des Öffentlichen Gesundheitsdienstes ist sicher noch optimierbar. Und genau hier möchte ich ansetzen und Sie alle dazu aufrufen, sich daran zu beteiligen. Der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes gibt in diesem Jahr eine Imagebroschüre für den ÖGD heraus, die vom Bundesgesundheitsministerium finanziert wird. In dieser Broschüre schildern Ärztinnen und Ärzte, die im Öffentlichen Gesundheitsdienst arbeiten, ihren Lebensweg und auch, warum sie so gerne im ÖGD arbeiten. Diese Imagebroschüre wird auf dem Kongress verteilt und soll anschließend über die Gesundheitsämter vor Ort an junge Medizin Studierende und Ärztinnen und Ärzte weitergeben werden. Hier sind Sie alle gefragt! Helfen Sie mit, diese Broschüre weiter zu leiten und unterstützen Sie die Imagekampagne. Der Öffentliche Gesundheitsdienst bietet so viele Vorteile:

Ein breitgefächertes medizinisches Aufgabengebiet mit vielfältigen und interessanten Arbeitsbereichen, die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams und die gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Sinne einer positiven Work-Life-Balance sind einige der Argumente, die deutlich für den ÖGD sprechen.

In diesem Sinne würde ich mich sehr freuen, Sie auf dem Kongress in Rostock zu begrüßen und verbleibe bis dahin mit freundlichen und kollegialen Grüßen

Ihre Ute Teichert