Sprache · Stimme · Gehör 2015; 39(02): 86-92
DOI: 10.1055/s-0035-1550003
Schwerpunktthema
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sprachtherapie in inklusiven schulischen Kontexten

Professionalisierung in weiterentwickelten Studiengängen Sprachtherapie/Logopädie in Deutschland und der SchweizSpeech-Language Therapy in Inclusive School ContextsProfessionalisation in the Further Development of Speech-Language Pathology/Logopaedics University Programmes in Germany and Switzerland
U. Lüdtke
1   Philosophische Fakultät, Abteilung Sprach-Pädagogik und -Therapie, Institut für Sonderpädagogik, Universität Hannover
,
A. Blechschmidt
2   Institut Spezielle Pädagogik und Psychologie, Pädagogische Hochschule FHNW
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Publication Date:
27 May 2015 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Berufsgruppen, die in Schulen mit Kindern mit expressiven und rezeptiven Sprachentwicklungsstörungen arbeiten, bedürfen einer fundierten und in der heutigen Zeit auf Inklusion ausgerichteten Aus- und Weiterbildung. Für deren Weiterentwicklung werden Anteile normativer Professionalität von der Metatheorie bis zur konkreten Vielfalt der Praxis definiert.

Weiterentwicklung: Inklusive Professionalisierung beinhaltet die Weiterentwicklung der Sprachtherapiedidaktik und Sprachtherapiemethodik über Komponenten der Aufgaben- und Setting-Bestimmung sowie der Festlegung kooperierender Fachpersonen, welche sich von ihrer klinisch-einzelfallorientierten zu einer ebenfalls inklusiv-unterrichtskompatiblen Expertise entwickeln.

Fazit: Reflexive Professionalität und interprofessionelle, auf Transdisziplinarität ausgerichtete Kooperation sind wesentliche Ausbildungsziele, um ein gemeinsames komplementäres Unterstützungsprofil für Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen erreichen zu können: Grundschullehrerin, Sprachtherapeutin/Logopädin und Sonderpädagogin arbeiten eng zusammen.

Abstract

Background: Nowadays, professionals who work in schools with children with expressive and receptive language impairments, require an in-depth education and training that also focuses on inclusion. For the further development of these practices, aspects of normative professionalism are defined from meta-theory to specific diversity of practice.

Development: Inclusive professionalisation involves the development of didactics in speech and language therapy and methods of intervention via the definition of tasks and settings as well as the determination of cooperating professionals who develop their expertise from a clinically-based case orientation towards inclusive teaching strategies.

Conclusion: Reflexive professionalism and inter-professional transdisciplinary cooperation are essential training objectives in order to create a complementary support system for children with language impairments. Primary school teachers, speech-language pathologists, and teachers in special education need to work closely together.

 
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