physiopraxis 2015; 13(07/08): 11-15
DOI: 10.1055/s-0035-1562856
physiopolitik
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24 July 2015 (online)

Open-Space-Ideenkonferenz in Schleswig-Holstein – „Wir gestalten unsere Zukunft selbst“

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200 Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden kamen voller Tatkraft zur ersten Open-Space-Ideenkonferenz. Die nächsten Treffen sind bereits geplant.
Abb.: www.buchner.de

Die 1. Open-Space-Ideenkonferenz am 20. Juni 2015 in Neumünster kam dem Bericht von up-aktuell.de nach gut an: „Endlich konnte man mal fachübergreifend über das Gesundheitswesen reden“, meinte die Kieler Physiotherapeutin Anna Szilinski. „Das verändert doch den eigenen Blickwinkel.“ Ähnlich äußerte sich auch ihr Kollege Patrick Lorenz aus Marne: „Toll, dass wir hier eine Plattform hatten, um mit Therapeuten der anderen Fachrichtungen ins Gespräch zu kommen.“ Eine solche Veranstaltung sei „längst überfällig“ gewesen, meinte die Ergotherapeutin Petra Herrnbrodt-Schiefke aus Bad Segeberg, „wo wir ohne Verbände interdisziplinär reden konnten“. „Hoffentlich“, so die Logopädin Sarah Hill aus Nusse bei Wentorf, „werden die Ideen, die wir hier entwickelt haben, auch umgesetzt.“ Und Anna Szilinski fügte hinzu: „Es ist wichtig, dass wir sehen, dass es weitergeht und eine solche Veranstaltung keine Eintagsfliege bleibt.“

Dies dürfte wohl kaum passieren, hat sich doch am Ende der Veranstaltung beispielsweise eine 15-köpfige interprofessionelle Arbeitsgruppe gebildet, welche die Gründung einer Therapeutenkammer in Schleswig-Holstein vorantreiben möchte. Sie will nicht hinnehmen, dass die selbstständige Leistung der Therapeuten immer noch fremdbestimmt und die Branche der Heilmittelerbringer in Schleswig-Holstein politisch immer noch nicht wahrgenommen werde. „Ein Thema, das auch über die Landesgrenzen hinaus unter den Nägeln brennt – wie die Teilnahme von Therapeuten aus Niedersachsen, Hessen, Hamburg, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen zeigt“, schreibt up-aktuell.de.

Es haben sich zudem Initiativen gegründet zur Einrichtung eines Registers für Therapiepraxen, zur Image-Aufbesserung und Werbung sowie zur Verbesserung des Arztkontaktes. Die Idee von Ralf Buchner, Geschäftsführer von Buchner & Partner und Sponsor der Konferenz, und Diplom-Logopädin Barbara Wellner, Doktorandin an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen, ist also aufgegangen. Die beiden wollten mit der Open-Space-Ideenkonferenz die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit über das, was Therapeuten wirklich leisten, verbessern und gemeinsam politisch schlagfähiger werden. Denn wie Ralf Buchner in seiner Begrüßungsrede betonte, erwirtschaften Physiotherapie-, Ergotherapie- und Logopädiepraxen in Schleswig-Holstein schätzungsweise 240 bis 300 Millionen Euro Umsatz pro Jahr und schaffen mehrere tausend Arbeitsplätze. „Doch eine große Mehrheit der Krankenversicherten weiß nicht, was Heilmittelerbringer machen.“ Die rund 200 Therapeuten waren gekommen, um dem entgegenzuwirken und ihre Zukunft selbst zu gestalten.

Eine Gruppe plant für Frühjahr 2016 eine große Demonstration aller Heilmittelerbringer. up-aktuell.de berichtet: „Die Organisation liegt bei der Interessengemeinschaft Physiotherapeuten Schleswig-Holstein (IgPt-SH). Ein erstes Treffen ist schon für die letzte Juni–Woche vorgesehen, ein Gespräch mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Roy Kühne ist für den 11. September 2015 geplant. Der Bund vereinter Therapeuten (BvT) wird die Gruppenaktivitäten unterstützend begleiten, wie dessen 2. Vorsitzender, der Logopäde Thomas Etzmuß, zusicherte.“

Die Resonanz der Teilnehmer war durchweg positiv. Eine Therapeutin äußerte sich begeistert über die große Bereitschaft, aktiv zu werden, mahnte aber an, die Verbände nicht zu vergessen. „Lasst es uns als eine Ergänzung der Verbände sehen!“ Ähnlich formulierte es auch der 2. Vorsitzende des ZVK Landesverbandes Hamburg und SchleswigHolstein, Willem Jansen: „Wir brauchen Euch und Eure Solidarität – wir wollen Euch helfen, aber Ihr müsst uns auch helfen.“

ba