Dialyse aktuell 2015; 19(7): 362
DOI: 10.1055/s-0035-1564847
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Nierentransplantation und Immunsuppression

Stefan Thorban
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Publication Date:
22 September 2015 (online)

Die Nierentransplantation als allogene postmortale oder Lebendspende gehört seit ihrer Einführung in Deutschland vor über 30 Jahren zu den erfolgreichsten und am häufigsten vorgenommenen Transplantationen. Basierend auf diesen langjährigen Erfahrungen im Nierentransplantationsbereich nehmen in dieser Ausgabe der Dialyse aktuell mehrere Autoren Stellung bezüglich der Bedeutungen einer zunehmend technischen Verbesserung der immunologischen Diagnostik, der Optimierung immunsuppressiver Therapien sowie eines nicht zu unterschätzenden Tumorrisikos bei Langzeittransplantierten.

Die fortschreitende technische Verbesserung der immunologischen Diagnostik hat einerseits die Identifikation immunologischer Risikopatienten verbessert, andererseits Transplantationsmediziner vor neue Aufgaben einer adäquaten immunsuppressiven Therapie gestellt. Nach wie vor fehlen ausreichend belastbare Daten um eine genügende Risikostratifizierung dieser Patienten durchzuführen. Auch sind die bisher vorhandenen Therapieschemata sehr individuell und zentrumsorientiert. Eine verlässliche Auswertung und Bewertung dieser speziellen immunsuppressiven Therapieformen zur Verhinderung einer antikörpergesteuerten Abstoßung ist derzeit schwierig und muss dringend in Studien evaluiert werden.

Die antikörpervermittelte Abstoßungsreaktion mit entsprechenden Auswirkungen auf das Nierentransplantat ist das zentrale Risiko des Nieren-Transplantat-Empfängers hinsichtlich seiner weiteren Lebensqualität und Lebenserwartung. Der Einfluss der verschiedenen Risikofaktoren, ob spender-, empfänger- oder transplantationsabhängig, sowie immunologische Faktoren werden in einem der Schwerpunktbeiträge identifiziert und vorläufig bewertet. Insbesondere donorspezifische, aber auch nicht donorspezifische Antikörper stehen zunehmend im Zentrum der Forschungsbemühungen, nicht zuletzt wegen ihres großen Einflusses auf die Transplantatfunktion.

Zusätzlich sind nach wie vor die Bemühungen nach einer Nierentransplantation auf eine möglichst individuelle immunsuppressive Therapie mit Optimierung der Organlangzeitfunktion ausgerichtet. Nach der Auswertung aktueller Studien rückt man inzwischen von einer voreiligen kortisonfreien Therapie insbesondere unter dem Aspekt donorspezifischer Antikörper und anderer immunologischer Risikopatienten ab. Andererseits gilt es, die chronische Transplantatnephropathie insbesondere durch Veränderungen im Bereich der Immunsuppression zu verhindern. Nicht zu unterschätzen ist in diesem Zusammenhang der besondere Wert der Nachsorge und auch der Adhärenz der Patienten nach einer Nierentransplantation.

Durch die deutliche Zunahme der langzeit- und mehrfachtransplantierten Patienten mit langjähriger oder intensiver immunsuppressiver Therapie sollte der Entstehung von Tumorerkrankungen nach einer Nierentransplantation mehr Beachtung geschenkt werden. Daher werden in einem weiteren Schwerpunktbeitrag insbesondere die Ätiologie, die Risikofaktoren und Inzidenz der einzelnen Tumorarten unter Berücksichtigung der verschiedenen immunsuppressiven Therapien dargestellt. Im Vordergrund stehen außerdem die Berücksichtigung und Wertigkeit der Chemotherapie neben den chirurgischen Resektionsverfahren bei Nierentransplantierten sowie die adäquate Nachsorge der Patienten.