Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2015; 20(06): 293-296
DOI: 10.1055/s-0035-1566968
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das lernende System: Eine Befragung zum Nutzenbewertungsprozess in Deutschland nach AMNOG

Satisfaction with the AMNOG: A Survey About the Process of Benefit Evaluation in Germany
F. Kreimendahl
1   Institut für Empirische Gesundheitsökonomie
,
J. Gibbert
1   Institut für Empirische Gesundheitsökonomie
,
M. Zighmi
2   Georg Thieme Verlag KG
,
R. Rychlik
1   Institut für Empirische Gesundheitsökonomie
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Publication Date:
22 December 2015 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Seit 2011 müssen Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen den Prozess der Nutzenbewertung nach § 35a, SGB V durchlaufen. Darin entscheidet der G-BA ob und welchen Zusatznutzen ein Arzneimittel hat. 2015, vier Jahre nach der Einführung, soll nun die Zufriedenheit mit dem AMNOG im Rahmen einer Befragung ermittelt werden.

Methodik: 196 Personen aus der pharmazeutischen und medizintechnischen Industrie wurden im Hinblick auf eine Teilnahme an der Befragung angeschrieben. Der Fragebogen umfasste dabei Aspekte zu den Auswirkungen des AMNOG, zur Bewertung der Stationen des AMNOG, zum Einfluss des AMNOG und zum AMNOG im Zusammenhang mit der Versorgungsqualität.

Ergebnisse: Insgesamt nahmen 52 Personen an der Befragung teil. Die Rücklaufquote lag somit bei 26,5 %. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer gaben an, in der Abteilung Market Access beschäftigt und somit direkt an der Dossier-Erstellung beteiligt zu sein. Die einzelnen Teilaspekte der Nutzenbewertung, wie die Bewertung der AMNOG-Stationen oder die Berücksichtigung der Patientenzufriedenheit und Compliance, wurden von dieser Personengruppe kritisch beurteilt. Die in diesem Zusammenhang vergebenen Schulnoten lagen durchschnittlich in den Bereichen befriedigend bis mangelhaft.

Diskussion: Die befragten Teilnehmer aus der pharmazeutischen und medizintechnischen Industrie bewerten viele Einzelaspekte des AMNOG kritisch. Daraus lässt sich besonders in den Bereichen Patientenzufriedenheit und Compliance aber auch bezüglich des Einflusses der Wissenschaftscommunity auf den Nutzenbewertungsprozess und der Transparenz ein erhebliches Verbesserungspotenzial ableiten. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass es sich bei dem befragten Personenkreis um eine sehr homogene Gruppe handelt, die daher mit einer subjektiven Meinung zur Zufriedenheit mit dem AMNOG einhergeht.

Abstract

Background: Since 2011 drugs with new agents have to run through the process of a benefit assessment according to § 35a, SGB V, and the G-BA is to decide on the additional benefit of a drug. This article takes a closer look at the experiences and the judgment players in the pharmaceutical industry have made with AMNOG.

Methods: A total of 196 participants mostly working in the field of Market Access in the pharmaceutical industry were sent an invitation to participate in the survey. 52 filled out a questionnaire containing questions about stages, procedures and institutions of AMNOG with regard to quality of care.

Results: More than half of the 52 participants stated that they work in the Market Access Division and hence are directly involved in putting together the dossier for a new drug. Single aspects of the benefit assessment like the stages of the AMNOG, consideration of patients’ satisfaction or compliance are mostly judged bad by the participants. Overall experiences with AMNOG were described as satisfactory to poor.

Discussion: Participants from the pharmaceutical industry mostly judged many single aspects of AMNOG as deficient. This shows a huge potential for improvement, especially regarding the aspects of patients’ satisfaction and compliance. Furthermore, the influence of the science community on the process of the benefit assessment and transparency of processes was considered to show room for improvement. It is noteworthy to point out that the participants stem from a very homogenous group of players in the pharmaceutical industries which may influence opinions in a certain direction.