kma - Klinik Management aktuell 2017; 22(05): 8
DOI: 10.1055/s-0036-1594570
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Corporate Governance: Wie gut ist die Unternehmensführung und -kontrolle in deutschen Kliniken?

Zun-Gon Kim
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Publication Date:
10 May 2017 (online)

Das Thema Corporate Governance hat in den letzten Jahren spürbar an Aufmerksamkeit gewonnen – auch im Krankenhaussektor: Medienberichte zum Organspendeskandal, Betrugsmeldungen zu fehlerhaften Abrechnungen, plötzliche Abberufungen von Geschäftsführern oder das Vertuschen von Risiken um Hygienemängel prägen nicht selten die öffentliche Wahrnehmung. Diese Vorfälle können vielfach auf fehlende Überwachung, ungenügendes Reporting und Risikomanagement sowie Unklarheit über Verantwortlichkeiten zurückgeführt werden.

Eine aktuelle Studie von The Boston Consulting Group und der Philipps Universität Marburg zu Corporate Governance im Krankenhaussektor hat ergeben, dass die Zusammensetzung der Aufsichtsgremien trägerübergreifend stark variiert. Während bei privaten Trägern fast 40 % der Gremienmitglieder Erfahrungen im Gesundheitswesen haben, liegt dieser Anteil bei kommunalen Trägern und Universitätskliniken bei lediglich etwa 20 %. Führungspositionen außerhalb der Gremien werden von weniger als 20 % der Aufsichtsratsmitglieder kommunaler Einrichtungen wahrgenommen, bei anderen Trägerschaften liegt dieser Anteil bei rund 30 %. Die Selbsteinschätzung der Strategiefähigkeit wird insbesondere bei kommunalen Einrichtungen, aber auch Universitätsklinika deutlich schlechter bewertet als das bei frei-gemeinnützigen oder privaten Trägern der Fall ist. Bei Geschwindigkeit und Umsetzungsstärke geben sich die kommunalen Träger und die Universitätsmedizin ein „ausreichend“ bis „mangelhaft“.

Um die Unternehmensführung und -kontrolle in deutschen Krankenhäusern nachhaltig zu verbessern, empfehlen die Autoren der Studie eine Stärkung der Eigentümerrolle und des Unternehmertums. Gutes Krankenhausmanagement entscheidet im Sinne des Unternehmens und sollte nicht durch unternehmensfremde Motive und Überlegungen konterkariert werden. Zudem gilt es, die Führungsorganisation und -struktur weiterzuentwickeln, um zukünftigen Herausforderungen funktional und thematisch gewachsen zu sein. Die Kompetenzstärkung der Aufsichtsgremien ist zentral, um ein Sparring zum Wohle des Unternehmens zu ermöglichen. Als Grundlage muss die Transparenz nicht nur im Zusammenhang mit Leistungsentwicklung und Finanzen, sondern auch hinsichtlich medizinischer Qualität und Risikomanagement kontinuierlich verbessert werden.